Die Befürchtungen waren groß, als vor einem Jahr die Grenzkontrollen von und nach Polen und Tschechien durch die Erweiterung des Schengener...

Die Befürchtungen waren groß, als vor einem Jahr die Grenzkontrollen von und nach Polen und Tschechien durch die Erweiterung des Schengener Abkommens wegfielen. Pessimisten sahen einen Kriminalitäts-Tsunami über Deutschland hereinbrechen. Vermutlich waren es die gleichen Leute, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Einzug der neuen Reisefreiheit im ehemaligen "Reich des Bösen" 20 Millionen Russen auf gepackten Koffern sahen - Ziel Westen.

Beides ist so nicht eingetreten, weil die Prognosen und Befürchtungen von Vorurteilen gespeist waren. Zum einen lieben Russen ihre Heimat über alle Maßen, auch wenn es nach unseren Maßstäben dort chaotisch und ungerecht zugehen mag. Zum anderen hatten die meisten Deutschen bis zur Grenzöffnung nur einen sehr eingeschränkten Blick auf unsere östlichen Nachbarn. Er war vor allem durch Medienberichte über Einbrecherbanden und sonstige Kriminelle geprägt. Die haben sich allerdings noch nie durch Grenzkontrollen abschrecken lassen.

Was im Osten für manche jetzt neu sein mag, ist die Erkenntnis, dass auch dort die allermeisten Menschen arbeitsame Bürger sind, die für sich und ihre Familien nach Glück und Wohlstand streben. Im gemeinsamen Europa sind sie zu Nachbarn, Kollegen und auch Konkurrenten geworden, die mittlerweile zur Wirtschaftsbelebung in unseren östlichen Grenzregionen beitragen. Das Einreißen der Grenzen hat sich für alle Beteiligten gelohnt.