Nach dem selbst initiierten Parteiaustritt des ehemaligen Bundeswirtschaftsministers Wolfgang Clement melden sich Angehörige der SPD und aus anderen Parteien mit unterschiedlichen Reaktionen zu Wort.

Berlin. Generalsekretär zu Guttenberg: "Nach Clements Abgang ist das wirtschaftspolitische Profil der SPD so glatt wie ein Formel-1-Reifen." Die CSU hat den Austritt des früheren Bundeswirtschaftsministers Wolfgang Clement aus der SPD als persönliche Niederlage für den Parteivorsitzenden Franz Müntefering gewertet. "Das ist ein Schlag ins Kontor auch für SPD-Chef Müntefering, der sich persönlich für einen Verbleib von Wolfgang Clement stark gemacht hatte", sagte CSU-Generalsekretär Karl-Theodor zu Guttenberg dem Hamburger Abendblatt (Mittwochausgabe). "Die SPD ist zu bedauern, dass sie gerade in der heutigen Wirtschaftskrise einen Aderlass an wirtschaftspolitischer Kompetenz hinnehmen muss. Nach Clements Abgang ist das wirtschaftspolitische Profil der SPD so glatt wie ein Formel-1-Reifen. Eigentlich dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis auch Steinbrück das Handtuch wirft, denn beide stehen für dieselbe Politik."

FDP-Generalsekretär Dirk Niebel hat Wolfgang Clements Austritt aus der SPD als weiteren "Beleg für den fortschreitenden Zerfall der Sozialdemokratie" bezeichnet. "Auch die Beck-Nachfolger können diesen Prozess nicht aufhalten", sagt er dem Hamburger Abendblatt. "Offen zu Tage tritt damit aber auch eine weitere Schwächung der so genannten großen Koalition", sagte Niebel der Zeitung weiter.

Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering hatte sich für Clement eingesetzt und bedauert den Entschluss seines Kollegen: "Vielleicht irgendwann, wenn die Altersweisheit ihn auch erreicht, kommt er doch noch mal zu uns zurück," versuchte er sich heute scherzhaft in Berlin und drückte sein Bedauern aus: "Es ist schade, dass er nicht weiter in der Partei mitarbeiten will. Platz wäre gewesen." Clemens hatte Müntefering einen Brief geschrieben und per Fax geschickt, in welchem er zornig seine Entscheidung darlegte. Für den Adressaten kam die Entwicklung "überraschend", nannte Clements Entscheidung aber "hoch akzeptabel".

Die hessische SPD hingegen ließ sich zu keiner Gefühlsäußerung bezüglich des prominenten Parteiaustritts hinreißen, kein Kommentar schallte aus Wiesbaden. Ein Sprecher verwies einzig auf die zurückliegende Stellungnahme des Landesverbands vom Januar: "Es ist von unserer Seite alles gesagt." Die Landesvorsitzende Andrea Ypsilanti hatte Clement im Januar als Atom-Lobbyisten bezeichnet, nachdem der Ex-Minister ihre energiepolitischen Pläne scharf kritisiert hatte.

Große Befriedigung über die Entscheidung Clements verspüren die Mitglieder des Bochumer SPD-Ortsvereins. Sie hatten bereits zuvor den Parteiausschluss des Ex-Bundeswirtschaftsminister gefordert. Der Vorsitzende des SPD Ortsvereins Bochum-Hamme, Rudolf Malzahn, fasste heute zusammen: "Das hätte er schon eher machen sollen, dann wäre er mit seiner Kritik nur noch Privatmann gewesen, und nach 14 Tagen spricht keiner mehr über ihn." Malzahn kann Clements Verhalten gegenüber der hessischen SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti nicht nachvollziehen: "Er hat uns mit in den Keller geschubst."

"Reisende soll man nicht aufhalten", sagte SPD-Vize Andrea Nahles der "Frankfurter Rundschau". Die Rüge der Schiedskommission für Clement sei ein "fairer Weg" gewesen. SPD-Fraktionschef Peter Struck sagte dem Nachrichtensender N24: "Das wirft uns zurück. Aber das wirft uns nicht um."