Langsam wagt er sich aus der Deckung. Der Außenminister, dem es sein Posten so schwer macht, gegen die Arbeit der Bundesregierung zu wettern, ...

Berlin. Langsam wagt er sich aus der Deckung. Der Außenminister, dem es sein Posten so schwer macht, gegen die Arbeit der Bundesregierung zu wettern, versucht mit eigenen Initiativen an Profil für die Bundestagswahl 2009 zu gewinnen. Frank-Walter Steinmeier machte erst mit seinem Neun-Punkte-Plan für ein Konjunkturprogramm von sich hören. Obwohl das Kanzleramt die Anregungen noch als nichts Neues wegzulächeln versuchte, war Angela Merkel ein erstes Unbehagen anzumerken.

Nun der zweite Schritt: Der Sozialdemokrat mischt sich in Sachen Opel ein. Steinmeier lud die Betriebsräte der deutschen Autobauer und den Chef der IG Metall für gestern Abend zu sich ins Auswärtige Amt ein. Angeblich, weil keine andere Branche so internationalisiert sei, also Sache des Außenministers. Tatsächlich aber, um sich als Macher zu profilieren. Der Abwiegelversuch aus dem Auswärtigen Amt, es sei Zufall, dass der Termin auf den gleichen Tag fiel wie die Zusammenkunft bei der Bundeskanzlerin, half da nichts. Entsprechend giftig wetterte CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla: "Wenn er sich als SPD-Kanzlerkandidat mit den Gesamtbetriebsräten versammeln möchte, dann sollte er dies gefälligst in der SPD-Parteizentrale tun."

Dort, im Willy-Brandt-Haus, wurde in den letzten Monaten bereits die Mannschaftsaufstellung für den Wahlkampf gestartet. Konzepte für eine schnelle, scharfe Kampagne ab dem Sommer 2009 werden entwickelt. Die Organisation wurde dem erfahrenen Strategen Kajo Wasserhövel übertragen. Zuletzt gab es Personalwechsel in der Pressestelle, SPD-Chef Franz Müntefering holte seinen Vertrauten Steffen Giffeler als Sprecher aus dem Arbeitsministerium. Ziel ist es, dass keine Zeitung mehr von Steinmeier als dem "unsichtbaren Kandidaten" schreibt.

Doch dazu müsste sich der Spitzenpolitiker auch bei einem anderen leidigen Thema positionieren: dem Debakel der hessischen SPD unter Andrea Ypsilanti. Dass Steinmeier nichts mit der Linken anfangen kann, ist bekannt - mehr aber auch nicht. Jetzt muss er dem neuen Wahlkämpfer Thorsten Schäfer-Gümbel beispringen. Wenn seine Redenschreiber sich geschickt anstellen, kann Steinmeier manche Schlagzeile machen. Wenn nicht, verbringt er unnötig Zeit in Hessen statt auf der Weltbühne.