Gefühlt liegt es Lichtjahre zurück, doch es ist gerade einmal zehn Jahre her, da wählte Deutschland einen Sozialdemokraten zum Kanzler. Die SPD...

Gefühlt liegt es Lichtjahre zurück, doch es ist gerade einmal zehn Jahre her, da wählte Deutschland einen Sozialdemokraten zum Kanzler. Die SPD errang 1998 knapp 41 Prozent und ließ die CDU weit hinter sich. Nicht nur die vom Wahlsieger Gerhard Schröder kreierte "Neue Mitte" wollte den Wandel im Land - es war die Mehrheit der Deutschen. Seitdem regieren die Sozialdemokraten ununterbrochen.

Doch die Macht verschleißt die Partei. Mit jedem weiteren Jahr erodieren Wähler- und Mitgliederbasis. Zeitgleich beschleunigt sich der innere Verfall der SPD. Hessen ist nur das jüngste Beispiel in einer langen Reihe. Im Februar 2007 war es der Stimmzettelklau in Hamburg, der die Partei kurz vor der letzten Bürgerschaftswahl in die Krise stürzte. Und auf Bundesebene, wo seit 2004 schon vier Parteivorsitzende ihr Glück versuchten, geht es viel um Personen und Profilierungen, aber wenig um Profil und Inhalte. So bitter es ist: Die SPD hatte den historischen Mut, weitreichende Reformen anzustoßen. Doch sie muss diese Politik teuer bezahlen. So richtig die Politik Schröders war, er hat es versäumt, die Wähler und seine Partei mitzunehmen. Dies rächt sich, und die Rache wird immer verheerender.

Seit dem Siegeszug der Linkspartei und dem Linksschwenk der Union unter Angela Merkel spitzt sich das Problem weiter zu. Von links und rechts zerrieben, verschärfen sich die Flügelkämpfe. Frau Ypsilanti hat nicht nur ihr Wort gebrochen, sondern ein ehernes Gesetz der Koalitionsbildung - sie hat ihre Gegner einfach ausgegrenzt.

Gerne verweisen die Sozialdemokraten darauf, dass es zweier Flügel bedarf, um zu fliegen. Doch nun schlagen die Flügel nur noch aufgeregt wie hilflos um sich, die SPD befindet sich im freien Fall. Und auch Hoffnungsträger Franz Müntefering scheint diesen Fall nicht aufhalten zu können.