Die gescheiterte SPD-Landesvorsitzende stürzt in Umfragen ab. Heute tagt der Parteirat.

Berlin. Andrea Ypsilanti ist wieder da. Nach ihrem schwarzen Montag hat sich die 51-Jährige am Freitag erstmals wieder öffentlich gezeigt. In Leder. Einer Art Rüstung. Man musste kein Psychologe sein, um das zu erkennen.

Ypsilanti kam vormittags zur SPD-Fraktionssitzung in den Wiesbadener Landtag. Dass sie dort angeblich den Verzicht auf eine erneute Spitzenkandidatur erklärt hätte, wie die "Leipziger Volkszeitung" parallel vermeldete, dementierte ein Parteisprecher am Nachmittag energisch: "Entgegen anderslautenden Meldungen" gebe es "keine Entscheidung über die SPD-Spitzenkandidatur zur vorgezogenen Landtagswahl". Die Spitzenkandidatur sei nicht einmal Thema der Sitzung gewesen.

Ypsilanti war am Montagabend abgetaucht. Schockiert von der Aktion der Fraktionskollegen Jürgen Walter, Carmen Everts, Silke Tesch und Dagmar Metzger, die ihre Wahl zur Ministerpräsidentin im letzten Augenblick torpediert hatten. Am Mittwoch hatte Reinhard Kahl, der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, gegenüber dem Abendblatt erklärt, Andrea Ypsilanti gehe es "schlecht". Am Donnerstag soll sie sich in Düsseldorf mit Franz Müntefering getroffen haben. Ihrem Parteivorsitzenden, der sie nach dem Debakel mit den Worten in Schutz genommen hatte, er habe nicht das Gefühl, dass man Andrea Ypsilanti "angucken" müsse für das, was da passiert sei. Der aber auch gesagt hatte, dass sich die hessische SPD nun "sortieren" müsse. Und dass "Hessen zuerst" komme. Vor den Interessen des Einzelnen und "vor der Partei".

Dass es weder Hessen noch der Partei dienen würde, wenn Ypsilanti am 18. Januar wieder anträte, zeigt ein Blick auf die Umfragen. Laut ZDF-Politbarometer sind 51 Prozent der Deutschen froh, dass Andrea Ypsilanti mit der Bildung einer von der Linken tolerierten rot-grünen Minderheitsregierung gescheitert ist, und in der SPD selbst sind es auch noch 40 Prozent. Brutaler kann sich der Daumen kaum senken.

Für Sonntag hat Andrea Ypsilanti ihre Teilnahme an der Sendung "Anne Will" zugesagt. Thema: "Aufstand gegen Ypsilanti - Gewissensfrage oder Racheakt?"

Das setzt ein Fragezeichen hinter das, was viele in Berlin und Wiesbaden erwarten: dass Andrea Ypsilanti auf der Sitzung des SPD-Parteirats, der am heutigen Sonnabend in Frankfurt zusammentritt, ihren Verzicht erklären und Landesparteivize Manfred Schaub als neuen Spitzenkandidaten vorschlagen wird.