Das System funktioniert ähnlich wie eine Wärmebildkamera. Versteckte Gegenstände macht es sichtbar.

Sicherheitsexperten haben eine Vision: Ein Selbstmordattentäter betritt den Terminal vier am Flughafen Hamburg. Sein Sprengstoffgürtel ist unter einem Mantel verborgen, doch dank eines neuen Überwachungsgerätes, das Gegenstände unter der Kleidung aufspüren kann, wird der Terrorist gestellt.

Viele Bürger dagegen beschleicht ein unangenehmes Gefühl: Wenn sie demnächst am Flughafen einchecken, könnten sie auf den Bildschirmen der Sicherheitszentralen nackt zu sehen sein - für die Kameras, die nach dem Willen der EU-Kommission auf Europas Flughäfen installiert werden sollen, ist Kleidung praktisch durchsichtig.

Möglich macht das die Terahertz-Strahlung. Mit Wellenlängen von etwa 0,1 bis 1 Millimeter liegt sie zwischen Infrarotlicht und Mikrowellen. Bis vor einigen Jahren gab es keine Sender und Empfänger für diesen Teil des elektromagnetischen Spektrums. Inzwischen ist diese "Terahertz-Lücke" geschlossen. Die bekannteste Anwendung steckt in Sicherheitskameras, die Waffen und andere Objekte durch die Kleidung erkennen und die auf den Flughäfen von Zürich, Amsterdam und London bereits im Einsatz sind. Im Grunde handele es sich um eine Wärmebildkamera, nur eben für Terahertz-Strahlung, erklärt Hermann Harde, Leiter des Instituts für Lasertechnik und Werkstoffkunde an der Helmut-Schmidt-Uni der Bundeswehr in Hamburg: "Ein Körper mit 37 Grad Temperatur strahlt einen wesentlichen Teil seiner Strahlung im Terahertz-Bereich ab. Ein Gegenstand aus Metall wie ein Messer lässt die Strahlung nicht durch und hinterlässt im Kamerabild einen Schatten." Bekleidungsmaterialien wie Baumwolle sind für Terahertz-Strahlung nahezu durchsichtig. Um die Intimsphäre zu schützen, wird das Gesicht digital unkenntlich gemacht. Derzeit funktionieren diese Systeme nur auf kurze Entfernungen. Das soll aber nicht so bleiben. Am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin arbeiten Techniker an einer Kamera, die noch in 25 Meter Entfernung scharfe Bilder liefert. Und in der Abteilung für Hochfrequenztechnik und Photonik der TU Braunschweig arbeiten Forscher schon an der nächsten Generation, einem System, das Flüssigkeiten mit Terahertz-Strahlung bestrahlt und erkennt, ob eine Flasche Flüssigsprengstoff enthält. "Das Gerät kann man wie eine Taschenlampe gegen die Flasche halten. Enthält sie Limonade oder Selters, leuchtet eine grüne Lampe auf. Ist der Inhalt gefährlich, eine rote."

Auch in der Materialforschung gibt es Anwendungen. Die Braunschweiger Forscher untersuchen Kunststoffteile auf Defekte und Schokolade auf Fremdkörper. Und die Nasa kontrolliert mit Terahertz-Strahlen den Isolierschaum des Spaceshuttles, um Beschädigungen zu finden.