Studiengebühren schrecken mehr Abiturienten vom Studium ab als bisher angenommen. Dies zeigt eine aktuelle Studie im Auftrag von...

Berlin. Studiengebühren schrecken mehr Abiturienten vom Studium ab als bisher angenommen. Dies zeigt eine aktuelle Studie im Auftrag von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU), die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Untersuchung wird seit Wochen in Schavans Ministerium unter Verschluss gehalten. Demnach haben allein vom Abiturienten-Jahrgang 2006 bis zu 18 000 junge Menschen wegen der neuen Gebühren kein Studium aufgenommen.

SPD-Chef Franz Müntefering sagte, es habe "keinen Sinn, einen großen Bildungsgipfel zu veranstalten, wenn man auf der anderen Seite Studienzugänge durch Studiengebühren schwer macht". Er appellierte an die unionsgeführten Länder, die bislang Studiengebühren erheben, mit der Campus-Maut Schluss zu machen: "Habt ein Einsehen!" Die Vorsitzende des Bundestags-Bildungsausschusses, Ulla Burchardt (SPD), forderte die "unverzügliche Veröffentlichung" der Studie. Die Ergebnisse dürften vor dem nationalen Bildungsgipfel von Bund und Ländern, zu dem sich Merkel, Schavan und die Ministerpräsidenten morgen in Dresden treffen, "nicht vertuscht werden".

Der Bildungssprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Kai Gehring, erklärte: "Offensichtlich regiert in Schavans Ministerium in der Woche des Bildungsgipfels die Angst vor negativen Schlagzeilen." Wer mangelnde Durchlässigkeit, Zugangshürden und Akademikermangel wirklich bekämpfen wolle, dürfe die abschreckende Wirkung von Studiengebühren nicht ignorieren.

Tatsächlich verzichten der Studie zufolge insbesondere Frauen und junge Menschen aus bildungsfernen Elternhäusern wegen der Gebühren häufiger auf das Studium. Dagegen lassen sich Kinder aus Akademikerfamilien "deutlich seltener in ihrer Hochschulwahl beeinflussen", stellt das Hochschul-Informations-System (HIS) in der Studie fest. Die Gebührendebatte habe unter Abiturienten und jungen Menschen mit Fachhochschulreife zu "erheblicher Verunsicherung" beigetragen - auch in Ländern, die keine Gebühren verlangen.

Schavan sagte, dass in ihrem Hause zwei Studien vorlägen, und zwar eine Abiturientenbefragung des Jahrgangs 2006 sowie eine Studienanfängerbefragung 2007. Sie würden derzeit ausgewertet und in etwa vier Wochen veröffentlicht. Sie halte aber die Zahl derjenigen, die wegen Studiengebühren auf eine Hochschulausbildung verzichteten, "nicht für beträchtlich". Eine Ministeriums- Sprecherin ergänzte, "die negative Tendenz" der ersten Studie werde "aus der Gesamtschau nicht bestätigt".