Die Bundesdrogenbeauftragte Bätzing will die 0,0-Promille-Grenze im Straßenverkehr. Bayerns Wirte und ihr Ministerpräsident nicht.

München. Der bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) hat das Autofahren nach dem Genuss von zwei Litern Bier verteidigt und damit eine Welle der Empörung ausgelöst. Ein gestandenes Mannsbild vertrage an einem Abend "zwei in der Regel schlecht eingeschenkte Maß", ohne fahruntüchtig zu werden, sagte der frühere Innenminister und Chef der bayerischen Verkehrspolizei gestern im Bayerischen Rundfunk. Nur bei Fahranfängern halte er die 0,0-Promille-Grenze für absolut notwendig. Schon bei einer Bierzelt-Kundgebung in Erding hatte Beckstein der "Münchner Abendzeitung" zufolge gesagt: "Es ist nicht das Problem, wenn einer eine Maß trinkt oder, wenn er ein paar Stunden da ist, auch zwei."

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), sagte, der CSU-Politiker sei wohl "betrunken im Wahlkampf" unterwegs. Sie fordert, die Promillegrenze von 0,5 auf 0,0 zu senken. Professor Thomas Gilg vom Institut für Rechtsmedizin der Uni München sagte, ein 90 Kilogramm schwerer Mann hätte mit zwei Maß starkem Festbier in sechs Stunden wahrscheinlich 0,47 Promille, im Höchstfall 0,77 Promille. Ein Mann mit 70 Kilogramm Körpergewicht komme wahrscheinlich auf 0,9 und höchstens 1,2 Promille. Wenn etwas gegessen werde, sei der Spitzenwert niedriger. Aber eine pauschale Aussage, nach zwei Maß könne man noch Auto fahren, "wäre mehr als gefährlich". Die Grünen-Landesvorsitzende Theresa Schopper forderte eine Promillegrenze bei Bierzeltauftritten: "Der Genuss von Bier gehört zur bayerischen Tradition, besoffen Auto fahren nicht."

Die CSU hatte bei den bayerischen Kommunalwahlen im März eine Schlappe erlitten und das auch mit dem strikten bayerischen Rauchverbot erklärt. Die bayerischen Wirte lehnen auch Bätzings Plan für eine 0,0-Promille-Grenze ab. Am 28. September sind Landtagswahlen.