Die SPD ist eine moderne, pluralistische Vereinigung. Hier hat nicht immer die Partei recht - sondern höchstens Wolfgang Clement. Die Genossen, die...

Die SPD ist eine moderne, pluralistische Vereinigung. Hier hat nicht immer die Partei recht - sondern höchstens Wolfgang Clement. Die Genossen, die gestern ein Einlenken ihres ehemaligen Super-Ministers erwarteten, dürften sich eher in ihren Vorurteilen vom arroganten und machtbewussten Egomanen bestätigt fühlen.

Fast schon rührend sind dabei die Reaktionen der hessischen Parteispitze, die Clements Einlassungen als Entschuldigung akzeptierten und der Parteivorsitzende Kurt Beck, der das dem Rest der Welt als "gutes Signal" verkaufen wollte und in der ganzen Sache nie einen Richtungsstreit erkennen konnte. Da hat er insofern recht, als der SPD derzeit jede Richtung fehlt, über die sie streiten könnte. Was aber wiederum auch an der angeborenen Führungsschwäche des Vorsitzenden selbst liegt.

Vor allem aber dürfte vielen Genossen nicht nur Clements rüde Art im Umgang mit der hessischen Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti und auch sonst allen Kritikern Stein des Anstoßes sein. Es stößt auch vielen Parteimitgliedern an der Basis nach wie vor übel auf, dass sie sich mit den Folgen der Agenda 2010 herumschlagen müssen, während Clement genauso wie sein ehemaliger Chef Gerhard Schröder unmittelbar nach dem Verlust der Staatsämter lukrative Posten in der Wirtschaft bezogen hat. Noch dazu in Sparten wie der Energiebranche, über deren Preisgestaltung gerade ganz Deutschland klagt - oder wie im Fall Clement zusätzlich in der Zeitarbeitsbranche, die er als Minister selbst dereguliert hat. Da ging bei beiden Liquidität vor Solidarität.

Wie immer das Verfahren vor der Bundesschiedskommission endet, schon jetzt ist klar, dass Clement nach dem hessischen auch den bayerischen Landtagswahlkampf für die SPD negativ beeinflusst hat. Von der Gesamtlage der schrumpfenden Traditionspartei ganz zu schweigen.