Als die Rosinenbomber Berlin schon einige Tage anflogen, musste Louise Schroeder aus der umkämpften Stadt nach Koblenz. Die Ministerpräsidenten der...

Als die Rosinenbomber Berlin schon einige Tage anflogen, musste Louise Schroeder aus der umkämpften Stadt nach Koblenz. Die Ministerpräsidenten der deutschen Länder berieten vom 8. bis 10. Juli 1948 in einem Hotel am Aussichtspunkt Rittersturz, wie es mit Deutschland weitergehen sollte - etwa als westdeutscher Teilstaat? Louise Schroeder kämpfte vehement dagegen. Für die westlichen Alliierten war das jedoch bereits beschlossene Sache: Auf der Londoner Sechs-Mächte-Konferenz kurz zuvor, an der neben Großbritannien, den USA und Frankreich auch die BeNeLuxländer teilnahmen, legten sie fest, dass ein deutscher Föderalstaat entstehen soll, der aus den drei westlichen Besatzungszonen besteht.

Hamburgs 1. Bürgermeister Max Brauer hielt die Londoner Dokumente für annehmbar, genau wie seine Kollegen aus Bremen und Hessen.

Da ergriff Louise Schroeder das Wort. Die Sozialdemokratin beschwor die Ministerpräsidenten regelrecht, den provisorischen Charakter des neuen Gebildes so stark zu betonen, dass dadurch die Tür für einen späteren Kompromiss mit dem Osten offenbleiben konnte.

Ein unerfüllbarer Wunsch. Doch der Rittersturz-Appell der Oberbürgermeisterin erzielte Wirkung. Die Länderchefs einigten sich darauf das Provisorische des neuen Staatsgebildes zu betonen - aber wie? Schließlich wollten sie politisch handlungsfähig bleiben. Da hatte Max Brauer eine Idee - wie wäre es, nicht eine neue Verfassung, sondern ein "Grundgesetz" zu verabschieden? Das biete Ordnung, aber keine endgültige. Der Ministerpräsident von Württemberg-Baden, Reinhold Maier, war von dem "jungfräulichen Wort" angetan, wie seine Kollegen auch.

In den "Koblenzer Beschlüssen" legten die Ministerpräsidenten die Marschrichtung zu einer neuen, demokratischen Republik fest, in der ein Grundgesetz den Rahmen bildet - bis heute. Die Impulse dafür kamen von zwei gebürtigen Hamburgern: Louise Schroeder aus Altona und Max Brauer aus Ottensen.