Parallelgesellschaft

"Türkei fordert eigene Gymnasien in Deutschland", HA, 9.2., und "Türkische Schulen - Gift für die Integration", HA, 12.2.

Haben jemals die italienischen oder griechischen Ministerpräsidenten für die große Zahl ihrer Landsleute, die bei uns in Deutschland leben, italienische oder griechische Schulen und Universitäten in Deutschland gefordert? Nein. Keiner von ihnen würde sich anmaßen, eine solche Forderung zu stellen. Aber der türkische Ministerpräsident, dessen Landsleute in Deutschland ohnehin schon eine Parallelgesellschaft bilden, glaubt, sich dieses Recht herausnehmen zu können. Anstatt einen konstruktiven Beitrag dazu zu leisten, wie seine Landsleute besser integriert werden können, will er ihre Ausgrenzung weiter zementieren.

Thorsten Thiel, Ahrensburg

Imperiales Denken

Der türkische Ministerpräsident fordert die türkische Minderheit in Deutschland auf, sich nicht assimilieren zu lassen. Seltsamerweise gilt das nicht für Kurden und Armenier in der Türkei. Diese Völker dürfen selbst in ihrer eigenen Heimat nicht ihre Kultur und Sprache pflegen, das ist per Gesetz als Akt "gegen das Türkentum" verboten. Also denkt Erdogan nur so, wenn er an Deutschland denkt. Mit welchem imperialen Denken begegnet dieser Mann unserer abendländische Kultur?

Ulrich Siemer, Hamburg

Ziel: keine Integration

Wer türkische Schulen und Universitäten auf deutschem Boden fordert und auch für entsprechendes Lehrpersonal sorgen will, lässt unverhohlen die Katze aus dem Sack. Besondere Schulen für ausländische Kinder machen doch nur Sinn für Kinder und Jugendliche aus Familien im diplomatischen Dienst und aus solchen, die befristet wegen betrieblicher, wissenschaftlicher oder künstlerischer Aktivitäten in unserem Land sind. Das Ansinnen des türkischen Ministerpräsidenten zeigt jedoch, dass sein oberstes Ziel für die hier ansässigen türkischstämmigen Mitbürger nicht die Integration sein kann.

Horst Mahl, Wedel

Aufklärungsarbeit leisten

In den letzten Tagen drucken Sie Lesebriefe ab, die sich gegen die Forderung nach türkischen Schulen in Deutschland aussprechen. Aber ohne den notwendigen Kommentar oder einen ausführlichen Bericht über die deutschen Schulen im Ausland. Was den Deutschen im Ausland wichtig erscheint und richtig ist, kann den Türken doch nicht abgesprochen werden. Oder liegt es daran, dass die Türken meist nur mit "Unterschichten" in Verbindung gebracht werden? Da haben Sie als Hamburger Zeitung eine Menge Aufklärungsarbeit zu leisten, wenn es schon nicht unsere Politiker und Politikerinnen tun wollen.

Ruprecht Stökl, Hamburg

Auswanderland

Schon die Einleitung: "Man stelle sich einmal vor, zweieinhalb Millionen Deutsche würden in ein anderes Land auswandern, um in den Genuss eines ausgefeilten Sozial- und Rechtsstaates zu kommen und gutes Geld zu verdienen." Empfehlen Sie Herrn Frankenfeld einen Spaziergang zur Ballinstadt oder zum Hamburg-Museum. Dort könnte er nämlich lernen, dass vor gar nicht so langer Zeit viele Deutsche genau das getan haben - nach Nord- und Südamerika, nach Australien und sonst wohin. Und nein, sie haben sich dort nicht ohne Weiteres integriert. Gerade vor wenigen Wochen gab es im NDR3 eine Reportage über Pomerode, eine Stadt in Brasilien, wo deutsche Einwanderer seit über hundert Jahren ihre deutsche Lebensart pflegen, mit eigenen Kaufleuten, Zeitungen und Mullahs - pardon, lutherischem Pastor.

Dr. Karl Heinz Ranitzsch, Hamburg

Bezeichnend

"Türkische Schulen - Gift für die Integration", HA, 12. Februar

Erdogan mahnt die hier lebenden Türken, Türkisch zu lernen, aber auch Deutsch. Die Reihenfolge ist bezeichnend. Der ganze Auftritt des türkischen Regierungschefs ist ein Affront gegen Deutschland: das Misstrauen gegen die deutschen Einsatzkräfte, die Forderung nach türkischen Gymnasien und schließlich obige Mahnung. Man stelle sich die Situation umgekehrt vor, Merkel würde sich so in der Türkei verhalten.

Mark Gudow, Hamburg