Sandra Völker gibt Amt als Repräsentantin des Kinderhilfswerks auf.

Hamburg. Der Druck auf die deutsche Unicef-Führung wird immer größer. Als Konsequenz aus den Verschwendungsvorwürfen überprüft das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) jetzt, ob das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen weiter das Spendensiegel tragen darf. Diese Auszeichnung attestiert eine ordnungsgemäße Verwendung der Spenden. "Wir schauen, ob die Vorwürfe irgendwelche Konsequenzen auf das Siegel haben", sagte DZI-Chef Burkhard Wilke den "Stuttgarter Nachrichten".

Gestern trat auch die Schwimmerin Sandra Völker (33) von ihrer Funktion als Unicef-Repräsentantin zurück. "Der Entschluss ist mir nicht leichtgefallen", sagte die elfmalige Weltrekordlerin dem Abendblatt. Der für Unicef entstandene Imageschaden hänge nicht nur mit der Verwendung von Spendenmitteln zusammen, sondern sei das Produkt einer "katastrophalen Kommunikationspolitik".

Die frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis, die am Wochenende als ehrenamtliche Unicef-Chefin zurückgetreten war, bekräftigte ihre Kritik und warf dem Vorstand Regelverstöße und mangelnde Transparenz vor. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG habe Verstöße gegen Unterschriftenregeln, das Vier-Augen-Prinzip und die Schriftform von Verträgen festgestellt.

Rupert Neudeck vom Hilfswerk Grünhelme warf der Unicef-Spitze vor, sich zu hohe Gehälter zu zahlen. Diese seien "eine Beleidigung des Fußvolkes". Die Verwaltungskosten seiner Organisation lägen bei nur einem Prozent - einem Neuntel dessen, was Unicef Deutschland dafür ausgebe. Edith von Welser-Ude, Mitglied im deutschen Komitee für Unicef, forderte die sofortige Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung. Der Vorstand dürfe mit seiner "Wagenburgmentalität" nicht weitermachen, schrieb sie in einem Brief, der der "Frankfurter Rundschau" vorliegt.