WIESBADEN. Ungeachtet der fehlenden Mehrheit nach der hessischen Landtagswahl haben CDU und FDP ihren Willen zur Zusammenarbeit bekräftigt. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) und FDP-Landeschef Jörg-Uwe Hahn trafen sich bereits am Dienstag zu einem ersten Gespräch im Rahmen der komplizierten Koalitionssuche, wie CDU und FDP gestern in Wiesbaden mitteilten.

Beide Parteien seien an "stabilen politischen Verhältnissen" interessiert und zu einer Zusammenarbeit im Interesse des Landes bereit, erklärten Koch und Hahn. Beide betonten, dass CDU und FDP mehr Stimmen als SPD und Grüne hätten. Sie seien sich der damit verbundenen Verantwortung bewusst. Durch den Einzug der Partei Die Linke in den hessischen Landtag gibt es aber weder für ein schwarz-gelbes Bündnis noch für Rot-Grün eine Mehrheit. Die SPD strebt ihrerseits weiter die Regierungsbildung an und wirbt für eine Ampelkoalition mit Grünen und FDP, die von den Liberalen abgelehnt wird.

SPD-Landeschefin Andrea Ypsilanti erteilte einer Großen Koalition in Hessen erneut eine klare Absage. "Die Große Koalition ist ausgeschlossen", sagte die SPD-Landeschefin der "Neuen Presse". Sie betonte, dass dies auch gelte, wenn die Union ein schwarz-rotes Bündnis unter CDU-Führung, aber ohne Koch anbiete. An die Adresse der FDP sagte sie, diese müsse sich fragen, "ob sie jemanden unterstützt, der abgewählt wurde, oder ob sie an einem neuen Aufbruch mitwirken will." Ypsilanti bekräftigte zudem, sich auch nicht mit den Stimmen der Linken zur Ministerpräsidentin wählen zu lassen. "Ich will meine eigene Mehrheit bei der Wahl - ohne Stimmen der Linkspartei. Dabei bleibt es."

Eine Mehrheit der Hessen will Koch einer Umfrage zufolge nicht mehr als Ministerpräsidenten. Laut einer Forsa-Umfrage für n-tv sind 60 Prozent der Ansicht, der CDU-Politiker solle sein Amt abgeben. Lediglich 32 Prozent waren dafür, dass er weiter Regierungschef bleibt. Auch auf Bundesebene sind demnach 50 Prozent der Meinung, dass Koch nicht Ministerpräsident bleiben sollte. 51 Prozent der Bundesbürger sind zudem einer emnid-Umfrage für N24 zufolge der Ansicht, die Politik solle das Votum der Landtagswahl umsetzen und keine Neuwahlen anstreben.

Koch selbst nimmt sich jetzt erst einmal eine Woche Auszeit vom Politikstress. Als letzten Termin in dieser Woche wird er den "Ball des Sports" in Wiesbaden besuchen, wie sein Regierungssprecher Dirk Metz sagte. Den Besuch einer Karnevalssitzung in Kassel am Sonntag habe er abgesagt. Koch hatte sich seit Weihnachten mit einer verschleppten Bronchitis geplagt, die er nun auskurieren will.