Mit den Worten "Meine Frau findet das gut. Die Kanzlerin nicht" kommentierte Franz Müntefering (SPD) am 13. November seinen eigenen Rücktritt als Bundesarbeitsminister. Es war, als hielte die Nation für einen Moment den Atem an. Denn hier bewies ein lang gedienter Politiker, dass es eben doch Dinge gibt, die wichtiger sind als Politik: die Sorge um die schwer krebskranke Ehefrau Ankepetra zum Beispiel. Im Politikbetrieb, wo das Privatleben entweder sorgsam abgeschottet oder kunstvoll inszeniert wird, wo menschliche Schwächen gern zu politischer Unfähigkeit ausinterpretiert werden, herrschte auf einmal Besinnung und Ernsthaftigkeit. Dass Müntefering kurz zuvor im SPD-internen Richtungsstreit um die "Weiterentwicklung" der Agenda 2010 unterlegen war, verlieh seinem Rücktritt zusätzlich politische Brisanz. Die Auswirkungen dieser - sehr privaten - Entscheidung lassen sich noch nicht in Gänze absehen. Klar hingegen ist: Der konservative SPD-Flügel wurde durch Münteferings Rückzug geschwächt. Die Austrittsdrohung von Ex-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement für den Fall, dass die SPD Bündnisse mit der Linkspartei eingehen sollte, lässt nichts Gutes erahnen. Erfreulich hingegen ist, dass es Ankepetra bereits etwas besser gehen soll und sie die Reha zu Hause fortsetzt.