Hamburg. Im Fall gefälschter und falsch abgerechneter Krebsmittel wollen die deutschen Apotheker selbst zu den Ermittlungen beitragen. Wie aus Kreisen der Bundesapothekerkammer verlautete, fordert der Verband eine zügige Aufklärung von den Behörden. Die Staatsanwaltschaften müssten jetzt schnell handeln. "Man kann beispielsweise innerhalb kürzester Zeit feststellen, ob bei einem Mittel manipuliert wurde, das man beschlagnahmt hat. Es kann nicht sein, dass die Behörden erst einmal ein halbes Jahr recherchieren", sagte ein Apothekervertreter dem Abendblatt.

Sollte es Anhaltspunkte geben für schwerwiegende Manipulationen bei der Herstellung von Krebsmitteln (Zytostatika), müssten die betreffenden Betriebe sofort geschlossen werden. Das ist nach geltender Rechtslage möglich. In einem laufenden Strafverfahren ist es auch denkbar, die Approbation ruhen zu lassen. Dazu fehlen beispielsweise der Hamburger Gesundheitsbehörde derzeit die Informationen der federführenden Staatsanwaltschaft Mannheim. Welche aus der Handvoll Zytostatika herstellenden Betriebe in Hamburg im Visier der Fahnder stehen, ist unbekannt.

Apothekerkammer-Präsidentin Magdalene Linz sprach sich für härtere, abschreckende Strafen für Arzneimittelfälscher aus. "Eine verschärfte Strafandrohung muss die Verwerflichkeit, die Folgen der Taten und den tiefen Vertrauensbruch gegenüber den Patienten verdeutlichen", sagte Linz.

Beim Abendblatt meldeten sich verunsicherte Krebspatienten, die falsche Behandlung fürchten oder eine gesteigerte Angst vor der Chemotherapie haben. Das ist nach Expertenmeinung unbegründet. Bei den Ermittlungen ist noch kein Fall bekannt geworden, in dem es zu medizinischen Beeinträchtigungen gekommen wäre. Wie die Apotheker drängen die Ärzte, vor allem die Onkologen, auf eine rasche Aufklärung. Auch in Selbsthilfegruppen von Krebspatienten ist der Arzneimittelskandal Gesprächsthema.

Dem Hamburger Marktführer bei der Herstellung von Zytostatika, Zytoservice, ist ebenfalls an schneller Ermittlung der schwarzen Schafe der Branche gelegen. Bei den rund 200 000 jährlichen Zubereitungen - davon sind 70 Prozent Zytostatika - werde nur Originalware aus zuverlässigen Quellen bezogen, sagt Zytoservice-Geschäftsführer Thomas Boner dem Abendblatt. Er lud Ärzte und Patienten ein, sich bei dem Unternehmen selbst zu informieren.