Kommentar

Einige Ergebnisse des OECD-Bildungsvergleichs kommen einem mittlerweile schon fast wie gute alte Bekannte vor: Die generelle Undurchlässigkeit des Bildungssystems für Menschen aus einfachen Verhältnissen oder mit Migrationshintergrund, der deutlich unterdurchschnittliche Zuwachs bei den Hochschulabsolventen und die generelle Unterfinanzierung der Bildungseinrichtungen. Hier muss Deutschland nach wie vor deutlich besser werden, wenn es im globalen Wettbewerb bestehen will. Dazu gehört auch, dass die Bundesländer vereint an einem Strang ziehen, anstatt sich in Partikularinteressen zu verirren.

Natürlich kann man sich gleichzeitig zu Recht fragen, ob und inwiefern ein US-Bachelor-Abschluss mit einem deutschen Meisterbrief zu vergleichen ist. Oder, wenn man allein auf Deutschland schaut, ob ein arbeitsloser Geisteswissenschaftler wirklich so viel besser dasteht als ein Handwerker. Denn was in Deutschland an Akademikern wirklich fehlt, und das weiß man schon seit geraumer Zeit, sind Ingenieure aller Art. So weit gab es also wenig Überraschendes im OECD-Bildungsvergleich.

Was dagegen wirklich neu und schockierend ist, ist die Erkenntnis, dass nur ein knappes Fünftel der heute 15-Jährigen einen Hochschul-, Berufsakademie- oder Fachschulabschluss anstrebt. Nicht, dass man in diesem Alter schon genau wissen müsste, welchen Beruf man später ergreifen will. Nein, dass die Jugendlichen diesen Weg nicht einmal mehr ernsthaft für sich in Betracht ziehen, ist das eigentlich Alarmierende. Und angesichts solcher Zahlen muss Deutschland sich fragen, ob Bildung und Studium noch Ideale im Lande der Dichter und Denker sind.