BERLIN. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) hat mit seinem Vorstoß zum Abschuss entführter Flugzeuge eine beispiellose Reaktion in der Truppe provoziert. Jetpiloten und Bundeswehrverband riefen die Besatzungen der Abfangjäger gestern offen zur Befehlsverweigerung auf. Andernfalls könnten sich die Piloten "auf der Anklagebank wiederfinden".

Piloten machten sich strafbar, wenn sie einen vom Recht nicht gedeckten Befehl zum Abschuss eines Passagierflugzeugs ausführten, sagte der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, Bernhard Gertz. Und Thomas Wassmann, der dem Verband der Jetpiloten in der Bundeswehr vorsteht, riet, dem Befehl des Ministers "nicht zu folgen".

Jung bekräftigte, dass er ein für einen Terroranschlag entführtes Flugzeug auch ohne gesetzliche Grundlage abschießen lassen wolle, und berief sich für diesen Fall auf einen übergesetzlichen Notstand. Rückendeckung erhielt der Minister von seinem Kabinettskollegen Wolfgang Schäuble. Jung habe "völlig zu Recht" auf diese Möglichkeit hingewiesen, so ein Sprecher des Innenministeriums.

Die SPD sprach von einem "ungeheuerlichen Vorgang". Dies sei eine Aufforderung zum Verfassungsbruch. SPD-Generalsekretär Hubertus Heil mahnte den Verteidigungsminister, zu einer "seriösen" Politik zurückzukehren. Die oppositionellen Grünen forderten Jung zum Rücktritt auf.