Auch die Deutsche Krebshilfe spricht sich für drastische Warnungen aus. Die Union spricht von “Gängelei“.

Berlin. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), hält abschreckende Fotos auf Zigarettenschachteln für geeignet, um mehr Menschen zum Nichtrauchen zu bewegen. "Ein Bild sagt manchmal mehr als tausend Worte", sagte Bätzing im Gespräch mit dem Abendblatt. Mit den Fotos, die typische Rauchererkrankungen zeigen sollen, könnten auch Gewöhnungseffekte kompensiert werden, betonte sie. "Die großen Warnhinweise nimmt so mancher Raucher mittlerweile kaum noch wahr."

Bätzing sagte, sie beobachte mit Interesse die Entwicklung in Belgien, wo solche "Schockfotos" bereits eingeführt wurden. Das Bundesgesundheitsministerium habe darüber hinaus eine Studie in Auftrag gegeben, die die Wirksamkeit dieser Maßnahme feststellen soll. "Die Ergebnisse erwarten wir noch in diesem Herbst", sagte Bätzing. "Wenn sie für eine Einführung sprechen, werden wir die entsprechende EU-Richtlinie, die bereits 2003 beschlossen wurde, schnellstmöglich für Deutschland umsetzen", sagte sie. Die Bilder würden voraussichtlich ein Drittel der Zigarettenpackung einnehmen.

Bätzing betonte, Warnhinweise und -fotos, gesetzliche Regelungen und Prävention sollten in Kombination wirken. Dieser Maßnahmen-Mix sei wichtig, um Erfolg zu erzielen. "Ich sehe darin keine Gängelei", sagte Bätzing in Hinblick auf Äußerungen von Unionspolitikern, die sich gegen die Einführung der "Schockfotos" ausgesprochen hatten. "Das ist vielmehr eine weitergehende Information der Verbraucher."

Auch die Deutsche Krebshilfe forderte, Deutschland solle dem Beispiel Großbritanniens und anderer Länder folgen. 60 Prozent der Raucher seien grundsätzlich bereit, das Rauchen aufzugeben, sagte Krebshilfe-Präsidentin Dagmar Schipanski der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Das hätten Studien ergeben. "Wenn dann beispielsweise das Bild eines Tumors den letzten Anstoß gibt, ist dieses Mittel durchaus geeignet." Allerdings seien Fotos nur dann wirksam, wenn sie häufig wechselten. Sie seien auch nicht "der Weisheit letzter Schluss", sondern könnten nur Teil eines umfangreichen Hilfsangebots für Raucher sein, die aufhören wollen.

Der CDU-Gesundheitspolitiker Willi Zylajew sagte "Spiegel online": "Die Kompanie der Gängeler (. . .) meldet sich alle paar Wochen zu Wort." Er glaube nicht, dass der Abdruck von Schockbildern auf Zigarettenschachteln Wirkung zeigen werde. "Die Menschen kennen doch die Risiken." Auch der CDU-Politiker Wolf Bauer, wie Zylajew Mitglied der Arbeitsgruppe Gesundheit in der Unionsfraktion im Bundestag, ist skeptisch. "Schon die jetzigen Warnhinweise werden doch von Rauchern nicht wirklich beachtet."

Seit Anfang September ist bundesweit in Fernzügen, Bussen und Taxis das Rauchen verboten. Aktuell müssen die Tabakkonzerne nach EU-Vorgaben schriftliche Warnhinweise auf die Packungen drucken. In Belgien sind bereits Aufnahmen von Lungentumoren und Kehlkopfkrebs auf Zigarettenschachteln zu sehen. Großbritannien will im Laufe des nächsten Jahres den Abdruck solcher Schockbilder vorschreiben.

Insgesamt äußerte sich die Drogenbeauftragte Bätzing zufrieden mit dem bisher Erreichten auf dem Gebiet des Nichtraucherschutzes. "Das ist ein Meilenstein." Noch vor vier Jahren hätte man sich diese weitgehenden Regelungen, wie sie 2007 verabredet worden seien, nicht vorstellen können. "Jetzt kommt es darauf an, dass die Länder den Nichtraucherschutz zügig umsetzen, damit entsprechende Gesetze schon im Januar 2008 in Kraft treten können", mahnte Bätzing. Dabei gehe es insbesondere um den Bereich der Schulen, Kindertagesstätten und der Gastronomie. "Hier wünschen wir uns möglichst einheitliche Regelungen." Als weiteres Ziel definierte sie, die Raucherquote unter Jugendlichen in Deutschland im kommenden Jahr auf unter 17 Prozent zu senken.