Kommentar

Wenn Unternehmen zukünftige Führungskräfte auswählen, dann werden sie zunächst auf Herz und Nieren geprüft, unter Stress gesetzt und sortiert, damit die kleine Schar der Verbliebenen auch möglichst keine Enttäuschungen bereithält. Denn die folgende Ausbildung mit Coaches, Trainern und Seminaren ist teuer. Zum Ende des Prozesses findet sich eine Gruppe, die bereit und in der Lage ist, das Unternehmen im Sinne der immanenten Philosophie weiterzuführen. So will es die SPD nun auch machen.

Klingt modern. Aber ist es auch tauglich?

Eine Partei ist kein Unternehmen. In der Wirtschaft gibt es keine demokratischen Instanzen wie Delegiertenversammlungen oder Parteitage, denen sich die Führungskräfte stellen müssen. Kein Manager ließe sich von seinen Mitarbeitern wählen. Politiker müssen das. Und da ist sehr die Frage, ob der handverlesene und geschulte Nachwuchs bei der Basis auch ankommt.

Zumal bei den Sozialdemokraten, denen Managementmethoden traditionell eher suspekt sind. Und die sich - siehe Altlinker Rudolf Dreßler - nicht selten in vergangene Zeiten heimeliger Kuschelsolidarität hineinromantisieren, die es so auch nie gegeben hat. Wie sehr dieses Image die Partei gefangen hält, zeigt sich an den vielen sozialdemokratischen Ohren, die sich derzeit nach dem Lafontainschen Rattenfängergepfeife von links ausrichten.

Grundsätzlich kann es kein Fehler sein, zukünftiges Führungspersonal auf seine Aufgaben auch professionell vorzubereiten. Basta-Führung à la Schröder macht zwar nach außen Eindruck, bringt aber wenig Gefolgschaft, wie der damalige Kanzler leidvoll erfahren musste. Bleibt zu hoffen, dass die SPD die Richtigen ausgewählt hat.