Sehr geehrter Herr Innenminister,

mit großer Zustimmung verfolge ich Ihre Bemühungen, unser höchstes Gut, die demokratische Republik, den demokratischen Verfassungsstaat, mit Gegenmaßnahmen und Vorbeugungen vor einer akuten Gefahr zu schützen - islamistischen Anschlägen. Denn das konkrete Gesetzeswerk, erlassen in einer glücklicheren Ära der bundesdeutschen Geschichte, genügt dafür durchaus nicht mehr. Der Rechtsstaat kann an seinen eigenen Freiheiten zugrunde gehen, wenn er sie nicht wehrhaft genug verteidigt. Dass das seiner Natur nach eine Gratwanderung mit großer Gefahr von Grenzüberschreitungen ist, wird bestätigt durch die Härte der öffentlichen Auseinandersetzung. Ohne allen Vorbehalten Ihren Überlegungen gegenüber gleich den guten Glauben bestreiten zu wollen - natürlich sind sofort auch wieder jene notorischen Weichzeichner und parteiübergreifenden Bedenkenträger zur Stelle, die nur deshalb den Mund aufzumachen wagen, weil die beiden Kofferbomben von Köln nicht gezündet haben.

Wir sind noch einmal davongekommen. Offenbar aber fehlt großen Teilen unserer demokratisch sozialisierten Gesellschaft die Fantasie, sich einen Feind wie diesen in seiner ganzen furchtbaren Gestalt vorzustellen. Sie, sehr geehrter Herr Innenminister, haben den Mut dazu, Voraussetzung für jede Gegenwehr. Dabei können Sie eines sicher sein: einer breiten Zustimmung für Ihre Überlegungen zum besten unserer Demokratie. Wir haben keine andere.

Hochachtungsvoll Ralph Giordano

Giordano ist Autor u.a. des Romans "Die Bertinis".