Kommentar

Nun wird also erst einmal wieder geschrien. Die einen schreien "Ausschalten!", die anderen schreien "Alles Panikmache: weiterlaufen lassen!". Es hat gebrannt in zwei Atomkraftwerken, direkt vor unserer Haustüre - und die öffentliche Debatte landet ungebremst in den Schützengräben der 80er-Jahre.

Bei allem Verständnis für die Verlockung, diesen hoch problematischen Unglücksfall politisch für die eine oder andere Seite auszuschlachten: Das ist zu kurz gesprungen.

Energiesicherheit im 21. Jahrhundert ist ein sehr komplexes Thema - technisch und politisch. Denn mit der Debatte um die CO2-Belastung des Klimas durch Energieträger wie Kohle, aber auch um die Versorgungssicherheit durch russisches Gas und arabisches Öl ist die Diskussion nicht gerade einfacher geworden. Doch gerade die Ereignisse von Krümmel und Brunsbüttel sollten uns daran erinnern, dass die Debatte vor allem zweierlei braucht, wenn wir von einem trügerischen "Atomkonsens" zu einem echten Energiekonsens kommen wollen: Sachlichkeit und Ehrlichkeit. Das gilt zuallererst für diejenigen, die für Betrieb und Sicherheit unserer Energiesysteme verantwortlich sind. Jeder Anschein von Durchmogeln und Verschleiern im Zusammenhang mit den jüngsten Störfällen wäre fatal.

Es geht aber auch um Sachlichkeit und Ehrlichkeit bei uns selbst, die wir Energie verbrauchen, um unser Leben so zu leben, wie wir es eben gewohnt sind. Welche Risiken sind wir bereit zu akzeptieren, um diesen Standard zu halten? Und welchen Preis sind wir bereit für saubere, regenerative Energien zu zahlen, wenn uns Atomkraft zu unsicher und Kohle zu schmutzig ist? Erst wenn diese Debatte von allen Beteiligten offen und ideologiefrei geführt wird, werden wir das wichtigste Ziel erreichen: Zukunftssicherheit.