Blockade-Organisator lobt, dass sich auch die Polizei “sehr kooperativ“ verhalten habe.

Heiligendamm/Rostock. Am Doberaner Bahnhof ist erst mal Schluss. Den ganzen Freitagvormittag schon ist es ein langer, müder Strom - weg vom Zaun. Jetzt sitzen sie im Schatten auf dicken Rucksäcken, reden leise über die Blockadenacht am Zaun und trinken Cola in langen Schlucken. Viele wollen jetzt noch zur Abschlussdemo nach Rostock. Eigentlich. "Der Zug nach Rostock hat 30 Minuten Verspätung", krächzt es aus dem Lautsprecher. "Wegen Überfüllung", sagt DB-Mitarbeiterin Ute Faust knapp. 2000 Leute sind in den letzten Stunden abgereist, weitere 2500 sind angekündigt.

Am Morgen hatten sich die Blockaden vor den beiden Kontrollpunkten an der Galopprennbahn und in Hinter Bollwagen langsam aufgelöst. "Wir wollen einen friedlichen Abschluss", sagt Blockade-Organisator Max Bank (25) aus Köln. Alles sei entspannt abgelaufen, auch die Polizei habe sich "sehr kooperativ" verhalten. Die Aktion, sagt der Globalisierungsgegner, "war definitiv ein Erfolg". Als symbolisches Zeichen auf der Straße, aber auch, "weil wir dafür gesorgt haben, dass Heiligendamm zeitweise nur über den Luftweg zu erreichen war". Zum Schluss hat er noch geholfen, den Müll wegzubringen. "Man muss seine Ideale auch im Kleinen leben", sagt Bank.

An der westlichen Kontrollstelle in Hinter Bollwagen stehen Daniel (25), Hanna(22) und Catharina (25) und gucken auf die leere Wiese. Dort standen sich vor wenigen Stunden noch Blockierer und Wasserwerfer gegenüber. "Wir hatten gedacht, dass es auch bei der Abreise Blockaden gibt", sagen die Studenten aus Berlin. Aber in dem kleinen Dorf ist alles ruhig. "Wir sind foh, dass es vorbei ist", sagt Daniela Pagel (32). Zwei Tage lang hätten sie ihr Grundstück nicht verlassen können. "Bei uns ist alles leer, Brot, Butter und Klopapier", sagt die Anwohnerin. "Wir haben nicht damit gerechnet, dass die so weit kommen."

Jetzt sind sie auf dem Rückweg. Inzwischen sind viele auch wieder im Camp in Reddelich angekommen. Die Duschen laufen im Dauerbetrieb, Geschichten aus den letzten Nächten werden ausgetauscht. Vor allem, dass die Polizei inzwischen zugegeben hat, einen als Autonomen getarnten Beamten zwischen die Blockierer eingeschleust zu haben, wird diskutiert. "Das haben wir doch gleich gesagt, aber niemand wollte es glauben", sagt Maria (18).

Am Stadthafen, genau da, wo am Sonnabend die Gewalt kurzfristig eskalierte, haben sich 5000 Menschen versammelt. Unter begeisterten Beifall feiern sie sich noch einmal selbst. Auch Attac-Sprecher Peter Wahl ist zufrieden. "Die globalisierungskritische Bewegung ist trotz des Schocks vom Sonnabend eher gestärkt." Es sei ein Lernprozess gewesen, am Ende hätten sich alle an die Absprachen zur Gewaltfreiheit gehalten. "Es war ein Erfolg." Dass ihm die Absprachen der G-8-Länder nicht reichen, hat er nicht anders erwartet. "Aber ich habe die Hoffnung, dass es diesen Typus von Veranstaltung bald nicht mehr geben wird." Auf der Bühne sing eine Frau "Give Peace a Chance".

Zum Schluss ein bisschen Woodstock in Rostock.