Der Stacheldraht ist gespannt, Schnellboote patrouillieren, und die Polizisten sind auf Posten.

Kühlungsborn. Auf der Seebrücke flanieren Menschen und schlecken Eis. Die Sonne lacht vom blitzblauen Himmel, 21 Grad im Schatten. Bei leichten wechselnden Winden dümpeln Segelboote auf der Ostsee. An Land sind Cafes und Restaurants gut besucht. In Kühlungsborn herrscht Urlaubsstimmung - noch.

Denn allmählich ist auch in dem mecklenburgischen Seebad unübersehbar, dass in knapp zwei Wochen im benachbarten Heiligendamm der G-8-Gipfel stattfindet. Hubschrauber überfliegen regelmäßig das Gebiet. Mannschaftswagen der Polizei und Beamte zu Fuß patrouillieren durch den Ort. Am Bahnhof in Kühlungsborn-Ost beantworten vier Polizisten geduldig die Anfragen der Bürger.

Während die Menschen in Heiligendamm vom kommenden Mittwoch an in ihrer Bewegungsfreiheit doch sehr eingeschränkt sein werden, sollen die Kühlungsborner und ihre Gäste die Gipfeltage weitgehend unbeschadet hinter sich bringen können. Wie man's nimmt: Der Bootshafen wird gesperrt, weil dort ungefähr die Hälfte der 51 im Einsatz befindlichen Polizeiboote stationiert wird. Die historische Kleinbahn "Molli" fährt nicht mehr im öffentlichen Verkehr, sondern wird zum Journalisten-Shuttle. Bis zu 4000 Medienvertreter werden im Pressezentrum an der Promenade arbeiten. Der Strandabschnitt davor wird abgeriegelt.

Im östlichen Teil des Bootshafens liegt schon jetzt Nato-Draht an der Promenade. Zwei Angehörige des Sicherheitsdienstes "Schwarzwolf" haben Steg A im Hafen schon mit rot-weißem Plastikband abgesperrt. Im Auftrag des Touristik Service Kühlungsborn (TSK) und der Polizei sollen sie Unbefugte fernhalten.

Frank Schmoll (49) hat Zutritt. Der Kommissar der Wasserschutzpolizei Rostock ist Schiffsführer auf dem Küstenstreifenboot "Warnow". Mit 16 Knoten Marschfahrt Kurs Ost kontrollieren der 49-Jährige und vier Mann Besatzung die Ostsee vor Heiligendamm. Dort ist jetzt schon ein 1,2 Seemeilen langes und 3,1 Seemeilen breites Sperrgebiet ausgewiesen. Vom 3. Juni an wird das Sperrgebiet auf 7,6 Seemeilen Länge und 11,2 Seemeilen Breite ausgedehnt. Befahren, Angeln und Schwimmen ist verboten.

"Wir hoffen, dass es auf dem Wasser eher friedlich zugeht", sagt Schmoll. Schon jetzt weisen er und seine Kollegen die Sportbootfahrer darauf hin, dass sie im Sperrgebiet nichts zu suchen haben. Sollte sich aber trotzdem jemand über die Ostsee dem Tagungsort Heiligendamm nähern wollen, wird der vermeintliche Eindringling nicht weit kommen. Auf dem Wasser wird zur Zeit noch ein Netz ausgelegt. Und schnelle, wendige Schlauchboote, die mit bis zu 750 PS auf 45 Knoten Geschwindigkeit kommen, sind mit rauschender Bugwelle sofort zur Stelle.

Von der schwedischen Marine haben die deutschen Sicherheitsbehörden außerdem ein Boot vom Typ "Enforcer" ausgeliehen. Wenn die Besatzung der Mecklenburger Wasserschutzpolizei die 2000 Pferdestärken ausreizt, wird aus dem Schiff ein 50 Knoten schneller stählerner Pfeil. "Wir müssen auf alles vorbereitet sein", sagt Polizeihauptkommissar Reinhard Höing (42).

Über Pfingsten lädt Kühlungsborn zu den traditionellen Segel- und Hafentagen ein. Vier Tage lang Urlaubsstimmung - noch.