BERLIN. Angesichts der schlechten Stimmung in den eigenen Reihen und durch den überraschend deutlichen Wahlerfolg der Linkspartei in Bremen ist in der SPD der Streit über die künftige Ausrichtung der Partei und eine mögliche Koalition mit der Linkspartei wieder aufgeflammt.

Der Parteilinke Ottmar Schreiner setzte sich am Dienstag für einen offenen Umgang mit der Linkspartei ein und wollte auch Koalitionen nicht ausschließen. Parteichef Kurt Beck hatte am Vortag Rot-Rot erneut eine Absage erteilt. Schreiner, der Chef der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen ist, sagte, es werde sich für die SPD nicht auszahlen, die Linkspartei weiter als Tabu zu betrachten. "Damit beschneiden wir uns die eigene Machtperspektive." Demokratische Parteien müssten untereinander koalitionsfähig sein. "Es ist nicht einzusehen, dass das für die Linkspartei nicht gelten soll."

Der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit warnte die SPD davor, das gute Abschneiden der Linkspartei auf die leichte Schulter zu nehmen. Wenn sich in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs eine Partei links von den Sozialdemokraten etablieren könne, müsse das ernst genommen werden, sagte der SPD-Politiker. Wowereit regiert in Berlin mit einer rot-roten Koalition.

Der arbeits- und sozialpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Klaus Brandner, lehnte ein Bündnis mit der Linkspartei auf Bundesebene ab. Bei ihr handle es sich um eine zerstrittene Gruppe mit einem Sammelsurium von Richtungen, argumentierte er. Allerdings sollte man eine Zusammenarbeit auch nicht auf Dauer ausschließen. Derzeit habe die Linkspartei aber keine zukunftsfähigen Argumente.

Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Bundestag, Ludwig Stiegler, schloss eine Koalition mit der Linkspartei auf Bundesebene aus. Die Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi und Oskar Lafontaine seien "Schönwetterpropheten". Beide machten sich "immer wenn es ernst wird, vom Acker".

Eine Mehrheit der SPD-Wähler teilt die Skepsis: 57 Prozent sprechen sich gegen ein Bündnis mit den Linken aus. Die Mehrheit der Linkspartei ist für eine Koalition mit der SPD.