Abendblatt Sonntags: Wer ist typisches Mobbing-Opfer?

Christian Böhm: Zum einen gibt es die Opfer im klassischen Sinne. Das sind Menschen, die sich passiv und hilflos geben. Unterwürfig reagieren und ängstlich sind. Dann gibt es aber auch die provozierenden Opfer. Sie treten aggressiv auf, fordern andere heraus. Und dann sind da noch Menschen, die körperliche oder seelische Schwächen zeigen. Das sind Menschen mit einer Behinderung, einem Sprachfehler. Leider werden auch hochbegabte Menschen, Angehörige einer anderen Religion oder Menschen mit einer anderen Hautfarbe gemobbt.

Wie kommt es zu Mobbing-Situationen, wer wird Täter?

Böhm: Mobbing entsteht zumeist zwischen zwei Personen und eskaliert dann. Die eine Seite bemüht sich um Hilfe von anderen, und plötzlich bildet sich eine Gruppe um das Opfer. Bei den Mobbern unterscheidet man drei Typen. Denjenigen, der Haupttäter ist, und alles verursacht hat. Dann gibt es Mitläufer, die sich dem Haupttäter anschließen und mitjohlen. Schließlich sind da noch die stillen Dulder.

Was können die Folgen von Mobbing sein?

Böhm: Alle psychischen Beeinträchtigungen sind möglich. Die Opfer fühlen sich hilflos. Sie ziehen sich zurück, isolieren sich. Das kann bis zum Suizid gehen. Andere reagieren aggressiv und wagen die Flucht nach vorn. Auch Bastian aus Emsdetten scheint nach Jahren der Ausgrenzung angegriffen zu haben. Wenn gemobbte Jugendliche aggressiv werden, deuten die Lehrer und Betreuer das leider oft falsch und sehen sie nur aktuell als Täter und nicht als vorherige Opfer.

Woran erkennen Eltern, dass ihr Kind geärgert wird, was können sie tun?

Böhm: Sie fühlen sich nicht wohl, sind viel krank. Wollen plötzlich nicht mehr in die Schule gehen. Andere rutschen in ihren Leistungen ab. Eltern sollten ihre Kinder immer genau beobachten. Wenn sie merken, dass sich ihr Kind verändert, müssen sie sofort reagieren. Dabei können sie sich zuerst an die Schule wenden. Wichtig ist, dass jede Maßnahme mit Zustimmung des Betroffenen geschieht.

Interview: Sophie Laufer