Maike Röttger zu den Warnungen vor neuen Terror-Anschlägen

Die Warnungen und damit auch die Angst vor Anschlägen islamistischer Terroristen in Deutschland bewegen sich wie große Wellen über das Land. Sie bauen sich bedrohlich auf, wenn ein verhinderter oder tatsächlicher Anschlag im näheren Blickfeld die Gefahr aufblitzen lässt. Und sie flachen danach im Bewusstsein der Bevölkerung auch schnell wieder ab. Aus den Augen, aus dem Sinn eben.

Die glücklicherweise gescheiterten und dann schnell aufgeklärten Kofferbomben-Anschläge auf deutsche Regionalzüge sind dafür ein passender Beleg. Der Schock darüber hat sich schnell gelegt. Auf den Bahnhöfen und in den Zügen ist keine Furcht mehr zu spüren. Knapp drei Monate danach hat der geregelte Alltag seine Macht gänzlich zurückerobert.

Anders sollte es auch nicht sein. Man kann das Ignoranz nennen, Bequemlichkeit oder aber auch Gelassenheit. Sie ist einfach notwendig, um den Terroristen, deren perfides Kernziel die Verbreitung von Angst ist, die Stirn zu bieten.

Allerdings darf das nicht für die Sicherheitsbehörden und Politiker gelten. Sie müssen in der Gefahrenabwehr und -bekämpfung die Balance zwischen unangemessener Hysterie und angemessener Wachsamkeit halten. Sie müssen Gesetzesänderungen und immer wieder neue Einschränkungen im Namen der Sicherheit durchsetzen, der Bevölkerung aber auch vermitteln.

In diesem Sinne sind die Weckrufe der Generalbundesanwältin, der Kanzlerin und der Polizeigewerkschaft von diesem Wochenende genau richtig. Nur eine Gesellschaft, die sich der terroristischen Gefahr bewusst ist und sich damit auseinandersetzt, aber nicht angstvoll vor ihr zurückschreckt, kann gelassen reagieren.