Terror: Videobeweis aus Köln bringt Libanesen zum Reden. BKA geht von einem breiten Netz von Tätern aus. Hinweis auf Al-Qaida-Verbindung.

Hamburg/Beirut. Die Fahnder sind am Freitag bei der Aufklärung der gescheiterten Bombenattentate in zwei deutschen Regionalzügen einen großen Schritt weitergekommen: Jihad Hamad (20) hat nach libanesischen Angaben bei seiner ersten Vernehmung in einem Spezialgefängnis in Beirut gestanden, am 31. Juli eine Kofferbombe in einem Zug abgestellt zu haben. Aufgrund seiner Aussagen wurde außerdem ein weiterer Verdächtiger (24) im Libanon verhört. Währenddessen nahm die Polizei in Konstanz einen weiteren Mann fest, der ebenfalls aus dem Libanon stammen soll.

Hamad habe gestanden, nachdem man ihm die Bilder der Überwachungskameras vom Kölner Hauptbahnhof gezeigt habe, sagte der libanesische Innenminister Ahmad Fatfat. Dort waren die mutmaßlichen Täter mit ihren Bombenkoffern in die Züge nach Koblenz und Hamm eingestiegen. Die Verantwortung habe Hamad allerdings dem zweiten Hauptverdächtigen, dem vor einer Woche in Kiel verhafteten Youssuf Mohamad el-Hajdib (21) zugewiesen. Sich selbst habe er nur als Ausführenden bezeichnet. Nach den Worten des Ministers bestritt Hamad jeden Kontakt zu al-Qaida. Es gebe jedoch gegenteilige Hinweise: "Bislang ist noch nichts eindeutig, aber in seinem Computer haben wir etwas gefunden, das auf al-Qaida hindeutet", sagte Fatfat. "Vielleicht steuert ihn die al-Qaida, ohne dass er es weiß." Das Verhör von Hamad, an dem nach libanesischer Aussage auch die angereisten drei deutschen Ermittler teilnehmen dürfen, soll zwei Tage lang dauern.

Der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke, geht von einem breiten Netz von Tätern aus. Es sei wahrscheinlich, "dass es in Deutschland Mitwisser und Helfer gegeben hat", sagte er am Freitag. Bundesanwalt Rainer Griesbaum hatte zuvor berichtet, dass sich zwei weitere namentlich bekannte Verdächtige im Fadenkreuz der Behörden befänden und weitere noch unbekannte Personen beobachtet würden.

Verbindungslinien der nun ingesamt vier Verdächtigen laufen bei dem Kieler Studenten el-Hajdib zusammen. Er lernte nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" Hamad in Deutschland kennen, als dieser auf der Suche nach einem Studienplatz war. Bei dem am Freitag im Libanon verhörten 24-Jährigen handelt es sich offenbar um einen Angehörigen von el-Hajdib.

Zu el-Hajdibs Umfeld zählen die Ermittler auch den am frühen Freitagmorgen in einem Studentenheim in Konstanz festgenommenen 21 Jahre alten Mann. Es soll ein Libanese sein, der laut ZDF früher in Kiel lebte. Mitbewohner in Konstanz beschreiben ihn als "sympathischen Kerl", der erst vor Kurzem eingezogen sei.