Für den früheren Bremer Bürgermeister Hans Koschnick ist die Sache klar: "Die Diskussion um ein Verbot der NPD spielt der Partei nur in die Hände." Nach Meinung des 75 Jahre alten SPD-Politikers kann man Ideen nicht allein durch Verbote abschaffen. "Die Partei wird unter einem anderen Namen neu gegründet, aber das Gedankengut bleibt gleich."

Es dürften jetzt nicht nur Resolutionen verabschiedet und öffentliche Empörung geübt werden, sondern die Politiker müßten mit den Menschen reden und sich vor allem der Diskussion mit jungen Leuten stellen. "Die Politiker müssen die Gedanken der Menschen ernst nehmen, aber sie müssen auch klar Position beziehen für demokratische Entwicklung, Freiheit, soziale Verantwortung und Rechtsstaatlichkeit, und zwar über Parteigrenzen hinweg", so Koschnick gegenüber dem Hamburger Abendblatt.

Aber leider seien heute nicht mehr so viele Verantwortliche dazu bereit. "Wir müssen mehr Mumm haben in der Auseinandersetzung mit denen, die eine demokratische Grundordnung und den Rechtsstaat ablehnen. Wir können uns nicht damit begnügen, diese staatliche Ordnung, die nach 1945 so mühsam aufgebaut worden ist, nur mit ein paar Resolutionen schützen zu wollen."

Der Bremer hat die Nationalsozialisten noch selbst erlebt, seine Eltern waren wegen ihrer politischen Einstellungen lange im Gefängnis, der Vater auch noch im Konzentrationslager. "Heute wie damals gilt, daß es Rattenfänger wie die Braunen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten leichter haben. Aber sonst ist die heutige Lage mit damals nicht zu vergleichen."

Während seiner Zeit als Bürgermeister saßen in den 60er- und 70er-Jahren auch NPD-Abgeordnete in der Bremer Bürgerschaft. "Aber die Menschen, die vielleicht aus Protest die NPD gewählt haben, merkten schnell, daß diese Politiker nichts zu bieten hatten und nicht nachhaltig arbeiteten."