Kommentar

Parteien dürfen sich nicht den Mund verbieten lassen, wenn es gilt, berechtigte Kritik zu äußern. Liberale Parteien am allerwenigsten. Die FDP hat in Sachen Nahost-Konflikt auf ihrem Parteitag in Mannheim bezweifelt, dass das harte Vorgehen des israelischen Regierungschefs Ariel Sharon einer friedlicheren Entwicklung im Nahen Osten dienlich ist. Das ist nicht nur das gute Recht der Liberalen, das sehen auch viele andere so. Etwas anderes ist es, wenn ein gestandener Politiker wie der ehemalige Grüne und jetzige Neu-Liberale Jamal Karsli von "zionistischer Lobby" und "Nazimethoden der israelischen Armee" schwadroniert. An diesem Punkt ist die Schwelle zwischen Kritik und Antisemitismus überschritten. Bewusst und kalkuliert. Dafür hat Karsli auch nicht mehrfach um Entschuldigung gebeten, wie sein Förderer Möllemann behauptet, sondern lediglich bedauert, missverstanden worden zu sein. Möllemann versucht mit einem kalkulierten Tabubruch eine unterschwellig weit verbreitete Stimmung in Deutschland in Stimmen umzumünzen. Das sind die Methoden eines Haider oder Le Pen. Das ist einer Partei wie der FDP unwürdig. Und wenn deren Vorsitzender Guido Westerwelle seinen irrlichternden Vize nicht wieder einfängt, droht der jähe Absturz aus dem Umfragenhimmel, in den sich die FDP mit fleißiger Arbeit, Witz und Esprit derzeit gebracht hat.