Das Rätsel um das “Phantom von Heilbronn“ ist gelöst: Die Gen-Spur vom Tatort des Mordes an einer Polizistin in Heilbronn vor eineinhalb Jahren...

Stuttgart. Das Rätsel um das "Phantom von Heilbronn" ist gelöst: Die Gen-Spur vom Tatort des Mordes an einer Polizistin in Heilbronn vor eineinhalb Jahren stammt nicht vom Täter, sondern von einer Arbeiterin eines bayerischen Betriebes, die mit den Wattestäbchen in Berührung gekommen war.

Das teilten Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt gestern in Stuttgart mit. Damit steht fest, dass die Serienverbrecherin, die mit mehreren Morden und zahlreichen Einbrüchen in Verbindung gebracht worden war, gar nicht existierte.

Seit 2001 waren an Dutzenden Tatorten die gleichen DNA-Spuren entdeckt worden. Sie stammten von verunreinigten Wattestäbchen, mit denen das Material gesichert worden war, erklärte der Präsident des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg, Klaus Hiller. Diese Stäbchen würden nun nicht mehr verwendet.

Die Arbeiterin wurde nach Angaben des LKA gestern Nachmittag identifiziert. Sie habe mit hoher Wahrscheinlichkeit aber nichts mit den Straftaten zu tun.

Die Möglichkeit einer Verunreinigung der Untersuchungsmaterialien sei von Anfang an in Betracht gezogen worden, sagte der Leiter der Sonderkommission für den Heilbronner Polizistinnenmord, Frank Huber. Sehr konkrete Hinweise habe es von österreichischen Ermittlern erst am 18. März gegeben. Daraufhin sei die Polizei sehr schnell auf die Firma in Bayern zugegangen und habe Speichelproben von allen Mitarbeitern genommen. Es handelt sich "nicht nur um eine Verpackungsfirma, sondern auch um eine Firma für Medizinalbedarf", sagte Staatsanwalt Volker Link

Die Fehler bei den Ermittlungen wurden nach den Worten von LKA- Präsident Hiller durch verunreinigte Wattestäbchen verursacht. "Die jetzt identifizierte Schwachstelle wird zu einer entscheidenden Verbesserung der Spurensicherung führen", erklärte der LKA-Präsident. Er kündigte Konsequenzen an: Die Ermittlungsbehörden in Baden-Württemberg arbeiteten zusammen mit den anderen Bundesländern an gemeinsamen Standards für die Spurensicherung.

Das Bundeskriminalamt (BKA) kündigte an, künftig bessere Mittel bei der Spurensicherung einzusetzen. Die Wattestäbchen seien zwar "medizinisch steril"; es gebe aber spezielle Verfahren, um das Material noch steriler zu machen, sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke im Deutschlandfunk. Dass es zuvor bereits zu Fehlverurteilungen aufgrund von DNA-Analysen gekommen sein könnte, schloss er aus: "Die DNA-Analyse ist ein taugliches Beweismittel."

Kritik an der Polizei kam indes auch von der Herstellerfirma der Wattestäbchen, die von dem bayerischen Unternehmen beliefert wird. "Die Polizei hat nie gefragt, ob das Besteck für DNA-Tests geeignet ist", sagte der Geschäftsführer der Greiner Bio-One GmbH, Heinz Schmid, gestern im baden-württembergischen Frickenhausen. Die Wattestäbchen seien nicht für polizeiliche Ermittlungen gedacht. Dies gehe eindeutig aus der Gebrauchsanweisung hervor, erklärte der Forschungsleiter Günther Knebel.

"Es kann nicht sein, dass die Polizei ihre Wattestäbchen in der Drogerie holt", kritisierte der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Joachim Lautensack. Zugleich warnte er davor, die DNA-Analyse zu verteufeln.