Zwischen Opposition und Regierung ist ein Streit darüber ausgebrochen, ob der Unternehmensberater Roland Berger (71) unabhängig genug ist, um in der...

Berlin. Zwischen Opposition und Regierung ist ein Streit darüber ausgebrochen, ob der Unternehmensberater Roland Berger (71) unabhängig genug ist, um in der Opel-Krise als Koordinator zwischen der Bundesregierung und Opel zu wirken. Stein des Anstoßes ist, dass der Mutterkonzern General Motors Europe die von Berger gegründete Unternehmensberatungsfirma bereits vor geraumer Zeit beauftragt hat, ein Sanierungskonzept für Opel zu erarbeiten. Berger sitzt nach wie vor im Aufsichtsrat der Unternehmensberatung und hält zehn Prozent der Anteile. Das Konzept, das seine Berater entwickeln, dürfte er auf den Tisch bekommen.

"Man fragt sich, für welches Team der Testfahrer Roland Berger denn jetzt fahren soll - für den Opel-Mutterkonzern General Motors oder für die Bundesregierung. Hier kann es schnell einen Interessenkonflikt geben", kritisierte der stellvertretende FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle Bergers Bestellung in der "Süddeutschen Zeitung".

Das Ministerium erklärte darauf, Berger handele als Koordinator gar nicht im Auftrag der Regierung, sondern einzig für den Konzern. "Herr Berger hat einen Vertrag mit General Motors und nicht mit der Bundesregierung", sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums. "Er wird eindeutig vom Unternehmen bezahlt." In Regierungskreisen hieß es zudem, dass er lediglich einen Investor für Opel finden solle. Dafür sei er fraglos geeignet.

Das hatte vor wenigen Tagen noch anders geklungen, als Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CDU) auf seiner USA-Reise sagte, er selbst habe Berger für diesen Job "ausgesucht". Dazu kam, dass das Ministerium am Mittwoch schriftlich bekannt gab, Berger werde die Verhandlungen zur Rettung Opels koordinieren und "eng mit den auf Regierungsebene eingesetzten Beauftragten" zusammenarbeiten. Berger sei von General Motors eingeschaltet worden, die Bundesregierung habe sich mit dieser Wahl schlicht einverstanden erklärt, versuchte eine Sprecherin nun eine Kehrtwende in der Kommunikation. Die Frage, ob der Manager mit seiner Schnittstellen-Funktion im Fall Opel wegen anderer Aktivitäten in der Automobilindustrie einem Interessenkonflikt unterliege, berühre die Regierung nicht. Im Wirtschaftsministerium wird zudem Wert auf die Feststellung gelegt, dass Berger auf keinen Fall Einfluss in der Frage bekommen werde, ob staatliche Hilfen an Opel fließen oder nicht.

Indes hält die Debatte um einen Einstieg des Staates bei Opel weiter an. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) sagte dem Abendblatt, sein Land sei bereit, Opel zu helfen, "sei es durch Bürgschaften, sei es durch den Erwerb von Anteilen. Wir schließen keine Möglichkeiten der Hilfe aus." Er halte zwar nichts davon, dass der Staat dauerhaft in ein Automobilunternehmen einsteige, könne sich aber "vorstellen, zur Stabilisierung einige Jahre dabei zu bleiben."

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will das Thema Opel mit US-Präsident Barack Obama am Rande des Nato-Gipfels in Brüssel diskutieren.