"Das Urteil war lange überfällig" Bernd E. (33), Projektmanager aus Uhlenhorst, seit 2006 geschieden, hat geteiltes Sorgerecht für seinen Sohn Erik (5): "Ich bin sehr einverstanden mit dem neuen Urteil. Es war lange überfällig. Am liebsten hätte ich das volle Sorgerecht für Erik. Denn seine Mutter nutzt nur ihre finanziellen Vorteile dadurch aus. Im Vergleich zu anderen Ländern wie beispielsweise den USA läuft es in Deutschland ja noch sehr sozial ab. Drei Jahre reichen völlig aus, damit sich die Frau wieder einen Job suchen und darauf vorbereiten kann."

"Es gibt viel zu wenig Teilzeitstellen" Nicole Fabisch (45), Professorin für Marketing und Internationales Management am Euro Business College aus dem Grindelviertel, ist verheiratet und hat Tochter Tara (3): "Ich finde das Urteil ein Unding, weil es Mütter beschneidet. So gerät man schnell in Hartz IV. Es gibt viel zu wenig Teilzeitstellen für Mütter - meine ist für mich wie ein Sechser im Lotto. Vollzeitarbeit ist absolut nicht kinderfreundlich. Hier ist und sind jetzt die Wirtschaft, genau genommen die Arbeitgeber gefordert."

"Ich kenne viele, die ihre Männer reingelegt haben" Dieter Hintz (70), Pensionär aus Marne (Schleswig-Holstein), seit 43 Jahren verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Söhnen: "Ich finde das Urteil sehr vernünftig. Ich kenne viele Frauen, die ihre Männer hereingelegt haben. Die Frauen haben ein Kind bekommen und haben sich dann von ihrem Partner getrennt, der nun zahlen muss. Für die Männer ist das kein Zustand mehr, dass bisher nur auf die Rechte der Frauen geachtet wurde. Dieser Trend hatte Überhand genommen."

"Unterhalt ist keine soziale Hängematte" Thorsten Moe (45), Agentur-Geschäftsführer und Jutta Oppermann (42), PR-Beraterin aus Rotherbaum, haben die gemeinsamen Kinder Lisa (11) und Felix (7) und leben seit 2006 getrennt. Oppermann: "Im Prinzip hängt alles davon ab, wie man miteinander umgeht, dann bekommt man das auch ohne Gesetz geregelt. Allerdings ist es illusorisch, dass man als Frau immer in den Job zurückkann. Dafür stimmt die Infrastruktur noch lange nicht. Deshalb hoffe ich sehr, dass sich die Gerichte die Einzelfälle auch wirklich gut angucken werden." Moe: "Das Signal des BGH, dass Unterhalt keine soziale Hängematte ist, ist richtig. Einseitiges Abkochen darf es nicht geben."

"Jetzt halten sich die Männer noch früher raus" Gudrun Parsons (54), Angestellte aus der Neustadt, musste ihre Kinder alleine großziehen: "Ich musste wieder arbeiten, als sie zwei und vier Jahre alt waren. Dafür, dass ich sie so früh abgeben musste, wurde ich indirekt von meinem Umfeld verantwortlich gemacht. Da kommt viel zusammen für eine Frau. Deshalb finde ich das Urteil unsittlich. Es sanktioniert, dass sich die Männer noch früher raushalten aus allem. Wie mein Mann, der nach England ging - und an den nicht ranzukommen war, auch nicht nach EU-Recht."

"Die Regelung ist unverantwortlich" Suse Tietjen (22), Studentin aus Winterhude, hat noch keine Kinder: "Meine Eltern sind geschieden, mein Vater zahlte für uns drei Kinder Unterhalt. Meine Mutter hätte mit uns gar nicht Vollzeit arbeiten können. So war sie halbtags tätig und hat später noch eine Ausbildung gemacht, mit der sie heute wieder Vollzeit beschäftigt sein kann. Das wäre nach dem jetzigen Urteil gar nicht mehr möglich gewesen für sie - deshalb finde ich die neue Regelung auch total unverantwortlich."

"Theoretisch gut, praktisch schlecht" Angelika Frahnert (38), Journalistin aus Winterhude, ledig: "Ich kann jeden Mann verstehen, der sich über die Entlastung freut. Ich finde die neue Regelung theoretisch auch gut. Aber ich bezweifle, dass sie in der Praxis umsetzbar sein wird. Als Mutter Vollzeit zu arbeiten stelle ich mir sehr schwierig vor. Außerdem verdienen Frauen immer noch weniger als Männer in vergleichbaren Berufen. Wie soll es da gerecht zugehen mit der Doppelbelastung aus Kind und Job?"

"Männer kommen jetzt zu leicht davon" Jens Röschmann (43), Psychologe aus St. Pauli, geschieden, Vater einer zwölfjährigen Tochter: "Männer kommen mit dem Urteil zu leicht davon. Ich finde es zu egoistisch, wenn sie sich nach der Scheidung so schnell von ihrem vorherigen Leben freikaufen können. Schließlich ist das kein Ablasshandel. Hier geht es um Beziehungen und Menschen, vor allem um die Kinder, aber auch um den sozialen Status der Frau. Kind und Vollzeit-Job - das ist eine enorme Belastung."

"Der Arbeitgeber muss mitspielen" Hanna Fabel (28), Ergotherapeutin aus Winterhude, Mutter von Zwillingen, lebt zurzeit in Trennung: "Ich glaube, dass das Urteil für alle Frauen einen Nachteil darstellt. Denn an ihnen bleibt doch sowieso schon die ganze Arbeit hängen. Es müsste in jedem Fall individuell entschieden werden, denke ich. Wenn mit den Kindern alles gut läuft, könnte ich mir vorstellen, wieder Vollzeit zu arbeiten. Aber dann muss auch der Arbeitgeber mitspielen und flexibel sein."