Der Passauer Polizeichef Alois Mannichl (52) hat sich am Freitag gegen Zweifel an seinen Aussagen zu der Messerattacke gewehrt. Der “Münchner... Bilder zum Vorfall in Passau.

Hamburg/Passau. Der Passauer Polizeichef Alois Mannichl (52) hat sich am Freitag gegen Zweifel an seinen Aussagen zu der Messerattacke gewehrt. Der "Münchner Abendzeitung" sagte er, er habe den Täter nicht erkannt. Zuvor waren Spekulationen laut geworden, dass der Messerstecher, anders als von Mannichl immer wieder betont, doch nicht aus dem rechtsextremistischen Milieu kommt, sondern es sich stattdessen um eine Beziehungstat handelt. Mannichl, der sich als unerbittlicher Gegner von Rechtsextremisten in Passau einen Namen gemacht hat, war am 13. Dezember vor seinem Haus in Fürstenzell niedergestochen worden. "Viele Grüße vom nationalen Widerstand. Du linkes Bullenschwein, du trampelst nicht mehr auf den Gräbern unserer Kameraden herum", hatte der Messerstecher laut Mannichl gesagt.

Doch von den Tätern fehlt trotz einer 50-köpfigen Sonderkommission jede Spur. Und die Zweifel an Mannichls Aussage wurden immer lauter. "Das passt alle nicht zusammen", sagte ein Fahnder dem Abendblatt. Und auch der Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Walch von der ermittelnden Staatsanwaltschaft Passau zielte am Freitag in diese Richtung. Gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" sprach er von "Merkwürdigkeiten" bei den Ermittlungen.

Zu den größten Ungereimheiten zählen weiterhin die dünne Täterbeschreibung und die Tatwaffe, ein zwölf Zentimeter langes Küchenmesser. Mannichl bestätigte am Freitag noch einmal: Drei Tage vor der Tat seien 60 bis 70 Nachbarn bei einer Adventsaktion vor seinem Reihenhaus gewesen. Dabei seien im Freien Punsch und Lebkuchen serviert worden. Beim Aufräumen sei das dabei verwendete Messer heruntergefallen. "Ich habe es auf die nächstbeste Ablage gelegt, das war die Fensterbank." Dort könne es der Täter weggenommen haben. Nach seiner Aussage klingelte es, Mannichl öffnete und der nach seiner Beschreibung 1,90 Meter große, kräftige Mann mit Glatze oder sehr kurz geschnittenen Haare, einem Leberfleck oder Tätowierung am Hals, stach zu. Wusste er, dass das Messer dort lag? Ein geplanter Anschlag sieht anders aus. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, der Stich sei nicht mit Wucht ausgeführt worden, und zitiert einen anonymen Polizisten: "Ein solches Setting spricht sonst für eine Beziehungstat." Aufgetauchte Briefe mit Polizeilogo, in denen der Fall als Familiendrama dargestellt wird, hielt Oberstaatsanwalt Walch am Freitag für "schlichtweg gefälscht". Er nannte es aber "merkwürdig", dass bisher keine Fremdspuren auf diesem Messer gefunden worden seien. Er klagte über das Schweigen der Nachbarn, die Angaben zu dem Attentat machen könnten. Viele von ihnen seien erst auf eine "scharfe zweite Befragung" hin zu Aussagen bereit gewesen. Mannichl sagte, es sei ihm nicht bekannt, dass gegen seine Frau ermittelt werde.

An der Neonazi-Täter-Theorie äußerte aber auch der Schweriner Rechtsextremismus-Experte Karl-Georg Ohse Zweifel. Zu den klassischen Gewaltinstrumenten der Neonaziszene gehörten Schlagringe, Baseballschläger oder Klappmesser, sagte der Koordinator des "Mobilen Beratungsteams für demokratische Kultur" dem Abendblatt. Es müsse die Frage neu gestellt werden, ob es sich bei der Tat um einen Mordanschlag handele.

Verwundert sind Sicherheitskreise auch, dass in der rechtsextremistischen Szene nichts durchsickert, niemand damit prahlt. Immerhin gibt es eine Belohnung von 5000 Euro. Neben einem Täter sucht die Polizei eine Frau und vier Männer - als Zeugen oder Beteiligte. Sie könnten sich im rechten Spektrum, aber auch im Punker- oder Rockermilieu oder in der Gothic-Szene aufhalten. Ein Mann soll ein Schlangentattoo am Hals und ein anderer ein Kreuz auf der Wange haben. Walch nannte die Phantombilder unbrauchbar. Zu der Kritik an seiner Täterbeschreibung sagte Mannichl: "Wenn es ums blanke Überleben geht, denkt man nicht darüber nach, welche Schuhgröße der Täter hat."