Dass der Ton scharf und die Atmosphäre belastet ist, kennt man aus dreieinhalb Jahren Großer Koalition. Neu ist die ostentative Resigniertheit von...

Dass der Ton scharf und die Atmosphäre belastet ist, kennt man aus dreieinhalb Jahren Großer Koalition. Neu ist die ostentative Resigniertheit von Union und SPD.

CSU-Landesgruppenchef Ramsauer - also jener Mann, der sich Fraktionsvorsitzender nennen dürfte, wenn seine Partei tatsächlich bundesweite Bedeutung hätte - sagt wörtlich: "Das Ende der Großen Koalition wirft seine Schatten voraus."

Die Sozialdemokraten erweitern die Tagesordnung der Koalitionsrunde um Randaspekte, bei denen es keine Aussicht auf Verständigung gibt. Damit sie später verkünden können, was alles - leider, leider - mit der Union nicht zu machen sei.

So blieb das Ergebnis von sechs Stunden Verhandlungen auch auf zentralen Feldern mager: Minimalkonsens bei den Managergehältern, keine Einigung auf die vom Bundesverfassungsgericht verlangte Reform der Jobcenter und, was noch schwerer wiegt, keine Linie im Umgang mit angeschlagenen Unternehmen wie dem Autobauer Opel. Das Signal, das die Wähler erreicht, ist fatal: Die Bundesrepublik durchläuft ihre tiefste Wirtschaftskrise, und die Große Koalition stellt weitgehend das Regieren ein.

Dröhnende Tatenlosigkeit in den Monaten vor der Wahl ist zur Gewohnheit geworden, nicht nur in Deutschland. In diesem Jahr indes wäre sie gefährlich. Ein Achtel der Wahlperiode immerhin steht noch bevor. Die Krise wird, entgegen der bisherigen Absicht von Union und SPD, weitere Koalitionsrunden erzwingen.