Vorsichtig verlief die Annäherung. Natürlich wurde die Präsidentschaftsbewerberin Gesine Schwan von der Linksfraktion mit Applaus begrüßt. Der...

Berlin. Vorsichtig verlief die Annäherung. Natürlich wurde die Präsidentschaftsbewerberin Gesine Schwan von der Linksfraktion mit Applaus begrüßt. Der konnte über die Skepsis der versammelten Abgeordneten aber nicht hinwegtäuschen. Schließlich geht die Linke mit einem eigenen Bewerber ins Rennen um die Nachfolge von Bundespräsident Horst Köhler, nämlich dem Schauspieler Peter Sodann. Doch angucken wollten sich die Linkspolitiker die streitbare Politologieprofessorin trotzdem. Schwan hatte sich bereits den Grünen und der FDP präsentiert, alles ganz unverbindlich, versteht sich.

70 Minuten lang stellte sich die SPD-Kandidatin den Fragen, ehe sie gemeinsam mit Fraktionschef Gregor Gysi vor die wartende Presse trat. "Offen und ehrlich" sei Schwan aufgetreten, urteilte Gysi. Trotzdem werde seine Partei für den ersten Wahlgang am 23. Mai an Sodann festhalten. "Wir haben einen eigenen Kandidaten; das ist ganz klar, dass wir den auch wählen werden. Aber Sie wissen ja auch, wie sich eine Bundespräsidentenwahl oder die Wahl einer Bundespräsidentin gestaltet, dass es da verschiedene Wahlgänge gibt." In dem Fall werde man sich zur "gegebenen Zeit" beraten. "Das Gespräch hat die Entscheidung aber erleichtert." Dem Abendblatt sagte er: "Mir hat gefallen, dass Gesine Schwan eigenständig ist und nicht käuflich." Natürlich hoffe sie auf die Stimmen der Linken, doch dafür verbiege sie sich nicht.

Es sei eine "sehr ernsthafte, argumentative Diskussion" gewesen, lobte Schwan. "Mir lag daran, meine Positionen darzulegen und natürlich auch dafür zu werben, dass das, was ich politisch in diesem Amt machen möchte, Zustimmung findet." Trotzdem habe niemand um den heißen Brei herumgeredet. Auch nicht, als sie gefragt wurde, was es mit ihrem letztes Jahr vorgebrachten Demagogievorwurf gegen Fraktionschef Oskar Lafontaine, der ebenfalls an dem Treffen teilnahm, auf sich habe. Sie stellte klar: "Ich habe nicht gesagt, er ist einer, sondern er verhält sich wie einer."

Schwan ist bei der Wahl in der Bundesversammlung auf die Unterstützung der Linkspartei und der Freien Wähler in Bayern angewiesen. Union und FDP haben die meisten Stimmen, aber nicht die absolute Mehrheit, die in den ersten beiden Wahlgängen für eine Wiederwahl Köhlers erforderlich ist. Im dritten Wahlgag reicht die relative Mehrheit.