Der Bayer sagt: “Ein Rücktritt ist etwas ganz Natürliches.“ Die Bundesregierung steht nach dem Rücktrittsangebot von Wirtschaftsminister Michael Glos unter Schock. Und plötzlich soll doch schnell ein Nachfolger gefunden werden. Nach Informationen der Münchener „Abendzeitung“ soll Generalsekretär Karl-Theodor zu Guttenberg die Nachfolge des amtsmüden Michael Glos antreten. Bilder: Stimmen zum Glos-Rücktritt.neuneu/s/“>Bilder von Michael Glos.

Berlin/Hamburg. Nun soll Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) doch schnell abgelöst werden. Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" sind sich CSU-Chef Horst Seehofer und Bundeskanzlerin Angela Merkel einig, dass er nicht länger im Amt bleiben soll. Am Sonnabend hatte Seehofer Glos’ Bitte noch abgelehnt, den Rücktritt zu akzeptieren. Laut Münchener "Abendzeitung" soll Generalsekretär Karl-Theodor zu Guttenberg die Nachfolge des amtsmüden Michael Glos antreten.

Glos gab sich Sonntagabend im bayerischen Marktleuthen entspannt: Es sei ein Beitrag, verlorengegangenes politisches Vertrauen in die CSU zurückzuerobern. Mit der Ankündigung, sein "stressiges Ministeramt" aufgeben zu wollen, habe er der CSU Gelegenheit geben wollen, vor der Bundestagswahl zu sagen, wer die Aufgabe des Wirtschaftsministers nach der Wahl wahrnehmen werde. "Das ist etwas ganz Natürliches. Ich werde alles tun, dass die CSU dadurch keinen Schaden nimmt." Das Rücktrittsangebot schockiert die Bundesregierung. Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier zeigte sich ratlos. Die CSU befinde sich "im Hindernislauf", sagte der SPD-Kanzlerkandidat beim Ball des Sports in Wiesbaden. "Wie der ausgeht, weiß ich auch noch nicht."

CSU-Chef Horst Seehofer sprach Glos zunächst per Telefon sein Vertrauen aus. "Die in dem Brief dargestellten Beweggründe werde ich in einem persönlichen Gespräch mit ihm erörtern", erklärte der CSU-Chef.

Die Entlassung von Bundesministern ist im Grundgesetz und im Bundesministergesetz geregelt. In Artikel 64 Grundgesetz heißt es: "Die Bundesminister werden auf Vorschlag des Bundeskanzlers vom Bundespräsidenten ernannt und entlassen."

Also hat die Bundeskanzlerin die Entscheidungsgewalt. In Paragraf 9 des Bundesministergesetzes heißt es: "Die Bundesminister können jederzeit entlassen werden und ihre Entlassung jederzeit verlangen."

Bei Glos ist es kompliziert: Er schickte Seehofer sein Rücktrittsangebot, obwohl der dafür formell gar nicht zuständig ist. Die CSU schickt zwei Minister in die Bundesregierung, neben Glos ist das nach dem Ausscheiden von Seehofer Verbraucherministerin Ilse Aigner.

In verschiedenen Berichten wurde bereits über Glos-Nachfolger spekuliert: Der Vorstandsvorsitzende der Bauer AG, Thomas Bauer, wurde als möglicher Kandidat genannt. Bauer soll nach einem Bericht des "Donau-Kuriers" Seehofers Ingolstädter Bundestagswahlkreis übernehmen und dafür ein gewichtiges Amt verlangt haben.

Als weitere mögliche Nachfolger kommen CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer und die parlamentarische Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, Dagmar Wöhrl, in Frage.

Der Unternehmer Bauer (53) könnte sich mit seinen forschen Ideen schon wieder ins Abseits geredet haben. Er sagte, für ihn sei das Amt vorstellbar. "Ich würde schon einen anderen Stil in der Politik verfolgen. Ich würde intensiv mit den Wirtschaftsvertretern sprechen und versuchen, wieder gemeinsam erfolgreich zu werden", sagte er "sueddeutsche.de".

Seine Unerfahrenheit im politischen Geschäft sieht Bauer nicht als Nachteil: "Ich weiß sicher nicht so gut wie andere Politiker, wie die Mechanismen der Politik ablaufen, dagegen weiß ich viel besser, wie Unternehmen und Märkte funktionieren. Ich meine, dass das Zweite sehr wichtig ist."

Bauer ist seit 1994 Vorstandsvorsitzender der Bauer Aktiengesellschaft in Schrobenhausen. Das Unternehmen ist auf Tiefbau spezialisiert und weltweit tätig.

Glos tauchte am Sonnabend beim Ball des Sports mit seiner Frau Ilse auf. Auf Fragen von Journalisten reagierte er nicht. Die Opposition reagierte empört auf die Vorgänge. "Diese Regierung gleicht einem Tollhaus", erklärte Grünen-Fraktionschefin Renate Künast. "Eine außer Kontrolle geratene bayerische Regionalpartei blockiert das ganze Land und die Kanzlerin schaut macht- und tatenlos zu."