Der Präsident der zuständigen Päpstlichen Kommission hätte sich vergewissern müssen, „was für Personen“ die vier Mitglieder der Pius-Bruderschaft seien. Mit der Rücknahme der Exkommunikation seien die umstrittenen Bischöfe noch nicht rehabilitiert. Vorher müssten sie das Zweite Vatikanische Konzil anerkennen.

Berlin/Paris. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hat den Informationsfluss im Vatikan kritisiert und den Zuständigen "offenes Versagen" vorgeworfen. Bei der Aufhebung der Exkommunikation des Holocaust-Leugners Richard Williamson habe man "den Papst leichtfertig ins Messer laufen lassen", sagte der Freiburger Erzbischof in der ZDF-Sendung "Maybrit Illner". Der Präsident der zuständigen Päpstlichen Kommission, Kardinal Darío Castrillon Hoyos, hätte sich vergewissern müssen, "was für Personen" die betroffenen vier Mitglieder der Pius-Bruderschaft seien.

Dass dies nicht geschehen und Papst Benedikt nicht informiert worden sei, sei "ein offenes Versagen". Zollitsch betonte, dass mit der Rücknahme der Exkommunikation keine Rehabilitierung der umstrittenen Bischöfe der Pius-Bruderschaft erfolgt sei. Davor müssten die Bischöfe unter anderem das Zweite Vatikanische Konzil anerkennen. Er glaube aber, dass es zu einer endgültigen Trennung der Pius-Bruderschaft von der katholischen Kirche kommen werde.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz nahm Bundeskanzlerin Angela Merkel nach deren Äußerungen zu dem Vorgang in Schutz: "Ich habe gespürt, dass die Bundeskanzlerin eine echte Sorge hat." Das Enttäuschende für ihn sei gewesen, dass die von Merkel gestellte Frage längst beantwortet gewesen sei, sagte Zollitsch. Der Papst habe eindeutig dazu Stellung genommen, "dass Antisemitismus für ihn nicht in Frage kommt".

Nach Bundeskanzlerin Angela Merkel hat auch Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy die Holocaust-Leugnung durch Richard Williamson scharf verurteilt. Es sei nicht hinnehmbar, dass jemand im 21. Jahrhundert das Martyrium der Juden leugne, sagte Sarkozy während eines Live-Interviews im französischen Fernsehen. Die Leugnung der Schoah sei "unglaublich, schockierend und nicht hinnehmbar".

Sarkozy war unter Verweis auf die Kritik von Merkel am Vatikan um eine Stellungnahme gebeten worden. Anders als Merkel unterließ es Sarkozy, in seiner Antwort auf den Vatikan oder Papst Benedikt XVI. einzugehen.