Der chinesische Kapitän ist frei, doch der Streit zwischen China und Japan geht weiter. Japan will die von China geforderte Entschudligung nicht leisten.

Peking. Der Streit zwischen Japan und China geht weiter. Es ist ein Streit, der sich seit einem Monat hinzieht und nicht zu Enden scheint. Ein Streit der selbst dann nicht beendet ist, wenn der Auslöser aus der Welt geschafft wird. Denn trotz der Freilassung des festgenommenen Kapitäns lehnt Japan die chinesischen Forderungen nach einer Entschuldigung ab.

Ein chinesischer Fischkutter-Kapitän war seit dem 8. September in Untersuchungshaft. Sein Schiff war mit einem Boot der japanischen Küstenwache in einem umstrittenen Seegebiet zusammengestoßen.

Das chinesische Außenministerium erklärte: „Es ist gesetzeswidrig und falsch von Japan, die chinesischen Fischer festzuhalten und den Trawler zu beschlagnahmen sowie Ermittlungen oder rechtliche Schritte jedweder Form einzuleiten." Die japanische Seite müsse sich entschuldigen und Entschädigung leisten, hieß es weiter. Das japanische Außenministerium nannte die Forderungen haltlos und schlichtweg inakzeptabel. Die Festnahme des Kapitäns und die Untersuchung des Vorfalls seien „eine angemessene und besonnene Reaktion im Einklang mit den Gesetzen unserer Nation„ gewesen.

Der Fischkutter war Anfang September mit einem japanischen Patrouillenboot in der Nähe einer Inselgruppe zusammengestoßen, die die Japaner Senkaku und die Chinesen Diaoyu nennen. Die Inseln, 190 Kilometer östlich von Taiwan gelegen, werden von Japan verwaltet, aber auch von China und Taiwan beansprucht. Um die Inseln herum liegen reiche Fischgründe. Die 14-köpfige Besatzung des Fischkutters wurde nach mehrtägiger Befragung freigelassen. Der 41 jährige Kapitän durfte erst am Samstag ausfliegen. Er wurde an Bord einer Chartermaschine in die südchinesische Provinz Fujian geflogen. Das chinesische Staatsfernsehen zeigte, wie der Seemann lächelnd und mit gespreizten Fingern das Siegeszeichen machend in der Provinzhauptstadt Fuzhou aus dem Flugzeug stieg. Er wurde von Angehörigen und einer kleinen Gruppe von Regierungsvertretern mit Blumen empfangen.

Zuvor hatte der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao mit weiteren Schritten der Eskalation gedroht. Zuletzt nahmen die chinesischen Behörden Ermittlungen gegen vier Japaner in China auf, was von Beobachtern als mögliche Vergeltungsmaßnahme angesehen wurde. Die vier festgenommenen Japaner hätten ohne Erlaubnis ein militärisches Sperrgebiet betreten und illegal Militäreinrichtungen gefilmt, hieß es. Die Männer sind Angestellte der japanischen Baufirma Fujita, die laut ihres Arbeitgebers ein Angebot für ein Projekt zur Entsorgung chemischer Waffen vorbereiten sollten.

Inoffizielles chinesisches Rohstoffembargo gegen Japan?

Japanische Handelsfirmen berichteten unterdessen, dass China seit Dienstag seine Exporte sogenannter „Seltener Erden„ nach Japan eingestellt habe. Diese enthalten Metalle, die für die japanische Hightech-Industrie unverzichtbar sind. Japan importiert etwa die Hälfte aller chinesischen Lieferungen dieser Erden. Das Handelsministerium in Peking dementierte allerdings die Existenz einer Ausfuhrbeschränkung für Seltene Erden nach Japan. Dagegen sagte der japanische Handelsminister Akihiro Ohata, er habe Informationen darüber, dass die chinesischen Lieferungen für einige japanische Handelshäuser eingestellt worden seien.