Sorge wegen der Ukraine-Krise: Die Kapazität der Ost-Stützpunkte wird verdreifacht. Gefechte in der Ukraine beweisen die fragile Lage.

Warschau. Polen will wegen des Ukraine-Konflikts Tausende Soldaten an seine Ostgrenze verlegen. Dies kündigte Verteidigungsminister Thomasz Siemoniak am Montag in einem Interview der Nachrichtenagentur AP an. Mindestens drei Stützpunkte im Osten des Landes würden verstärkt: Bis 2017 soll ihre Kapazität zu 90 Prozent ausgelastet werden – statt bisher 30 Prozent, sagte der Minister. Gleichzeitig werde auch mehr militärisches Gerät dorthin verlegt.

Derzeit sind die meisten der 120.000 polnischen Soldaten in Stützpunkten an der Westgrenze des Landes stationiert, ein Relikt aus der Zeit des Kalten Krieges, als Polen zum Warschauer Pakt gehörte und die Nato als Feind ansah. Mit der Truppenverlagerung wird diese historische Ausrichtung grundlegend verändert.

Unterdessen haben die ukrainischen Wähler knapp ein Jahr nach Beginn der proeuropäischen Proteste in Kiew die Hinwendung ihres Landes zum Westen besiegelt: Die Parteien mit EU-Kurs gewannen bei der Parlamentswahl am Sonntag mehr als 50 Prozent der Stimmen, die Kommunisten flogen aus dem Parlament. Neuer starker Mann könnte Regierungschef Arseni Jazenjuk werden, dessen Partei nach Teilergebnissen überraschend vor der Liste von Präsident Petro Poroschenko landete.

Die Krise im Osten hatte die Wahl überschattet, und neue Gefechte belegten am Montag, wie angespannt die Lage bleibt. Zwei Tote wurden gemeldet. Fünf Millionen von 36 Millionen Wahlberechtigten konnten nicht abstimmen, weil sie auf der Krim oder in den „Volksrepubliken“ Donezk und Lugansk leben. Doch im übrigen Land erreichte die Beteiligung mit rund 70 Prozent einen Rekord seit der Unabhängigkeit 1991.

Nach Auszählung von 40 Prozent der Wahlbezirke lag der Block Poroschenko mit knapp 22 Prozent hauchdünn hinter der erst kürzlich gegründeten Volksfront von Ministerpräsident Janzenjuk. Noch am Sonntagabend hatten sich beide Politiker getroffen, um eine Koalitionsbildung anzubahnen. Janzenjuk selbst, der nun im Amt bleiben dürfte, mahnte zur Eile, „damit die unerlässlichen Reformen umgesetzt werden können“.

Präsident Poroschenko nannte die Wahl eine „machtvolle“ Demonstration für eine enge EU-Anbindung. „Mehr als drei Viertel aller Wähler“ hätten für den Weg gestimmt, sagte er.