Kurz vor der dreitägigen Waffenruhe zerstörte das Militär noch 32 Tunnel im Gazastreifen. Hamas feuerte aus „Rache“ 20 Raketen ab. Ägypten soll wegen weiterer Feuerpause vermitteln, UN-Generalsekretär Ban appelliert.

Jerusalem/Gaza/Tel Aviv. Eine von Ägypten vermittelte dreitägige Waffenruhe zwischen Israel und den militanten Palästinensern der Hamas im Gazastreifen hat am Dienstag begonnen. Minuten vor Beginn der Waffenruhe heulten in Israel noch die Warnsirenen, da die Hamas noch zahlreiche Raketen abschoss. Berichte über Opfer lagen zunächst nicht vor. Die Feuerpause trat um 8 Uhr (7 Uhr/MESZ) in Kraft.

Israel und eine Palästinenserdelegation, die sich zu Gesprächen in Kairo aufhielt, hatten der Waffenruhe zugestimmt. Hochrangige Delegationen beider Seiten sollen während der kommenden drei Tage in Kairo über eine langfristige Waffenruhe beraten. Eine einseitige siebenstündige Feuerpause, die Israel am Montag erklärt hatte, erwies sich als brüchig.

Dem seit vier Wochen andauernden Konflikt sind laut palästinensischen Angaben mehr als 1900 Menschen zum Opfer gefallen, Israel meldete über 60 Tote.

Abendblatt.de hält Sie mit einem Newsblog über den Gaza-Konflikt auf dem Laufenden:

+++ Gaza-Bewohner kehren in Häuser zurück +++

11.56 Uhr: Viele Palästinenser kehren jetzt in ihre Wohnviertel zurück. „Die Menschen beginnen, die UN-Schutzräume zu verlassen“, teilte der Sprecher des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Chris Gunness, mit. Mit 267.970 Flüchtlingen in 90 UN-Schutzräumen sei „zum ersten Mal ein leichter Rückgang der Zahlen“ zu verzeichnen, schrieb Gunness bei Twitter. Die einmonatige israelische Offensive im Gazastreifen hat schwere Verwüstungen in dem Palästinensergebiet hinterlassen. Tausende Menschen haben nach UN-Angaben keine Bleibe mehr. Rettungskräfte begannen heute mit der Bergung von Leichen aus Trümmerbergen.

+++ Ban appelliert einmal mehr an Israel und Hamas +++

11.27 Uhr: Über eine längerfristige Waffenstillstandsvereinbarung führen Delegationen Israels und der Palästinenser jetzt indirekte Gespräche in Kairo. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüßte die neue Vereinbarung im Gaza-Konflikt. In einer in New York herausgegebenen Erklärung rief er alle Parteien auf, sich an die 72 Stunden lange Waffenruhe zu halten.

Nach den Worten des israelischen Regierungssprechers Mark Regev entsprechen die Bedingungen der aktuellen Feuerpause jenen, die Ägypten bereits vor drei Wochen vorgelegt hatte. Die im Gazastreifen herrschende Hamas lehnte sie damals unter anderem mit der Begründung ab, dass die Blockade des Gazastreifens durch Israel und Ägypten nicht aufgehoben werde.

+++ Bodentruppen sind abgezogen +++

10.43 Uhr: Vier Wochen nach Beginn der Offensive „Zuk Eitan“ (Fels in der Brandung) hat Israel jetzt auch alle seine Bodentruppen aus dem Gazastreifen abgezogen. Das bestätigte Militärsprecher Peter Lerner. Israel will aber weiter auf mögliche Angriffe reagieren. „Wir werden Verteidigungspositionen aufrechterhalten“, sagte Lerner. Israel begann seine Bodenoffensive am 17. Juli.

+++ Raketen aus Rache für „Massaker“ +++

10.10 Uhr: Der militärische Arm der radikal-islamischen Hamas hat noch einmal mitgeteilt, dass seine Kämpfer mit den letzten Raketen vor der aktuellen Waffenruhe Rache für Israels „Massaker“ im Gazastreifen üben wollten. Eine Rakete traf ein Haus in einer arabischen Ortschaft in der Nähe von Bethlehem im Westjordanland, in Jerusalem wurden Raketentrümmer gefunden. Nach palästinensischen Angaben reagierte Israel mit Luftangriffen in Gaza und in Chan Junis, eine Armeesprecherin konnte dies zunächst nicht bestätigen.

+++ Noch 20 Raketen auf Israel abgefeuert +++

8.13 Uhr: Kurz vor der Waffenruhe mit Israel haben militante Palästinenser noch eine Salve von rund 20 Raketen auf israelische Ortschaften abgefeuert. Eine Armeesprecherin in Tel Aviv bestätigte die Angriffe. Unter anderem seien Geschosse auf die Küstenstädte Aschdod und Aschkelon sowie Ortschaften in der Negev-Wüste abgefeuert worden, berichteten israelische Medien. Über Jerusalem sei eine Rakete abgefangen worden. In der Stadt seien Raketentrümmer gefunden worden, teilte die Polizei mit.

+++ Israelis haben 32 Tunnel zerstört +++

7.19 Uhr: Mit Beginn der 72-stündigen Waffenruhe will Israel alle seine Truppen aus dem Gazastreifen abziehen. Bis 9 Uhr (MESZ) werde der Abzug abgeschlossen sein, teilte Militärsprecher Peter Lerner mit. Zuvor hatte das Militär noch die Zerstörung von 32 Tunneln zu Ende geführt, über die Hamas Attacken gegen Israel verübten.

„Wir haben diese Bedrohung ausgeräumt“, sagte Militärsprecher Peter Lerner am Dienstag kurz vor Beginn einer dreitägigen Waffenruhe. Die radikal-islamische Organisation habe nach seinen Informationen 100 Millionen Dollar in diese Tunnel investiert. Insgesamt habe die Armee seit dem 8. Juli 4800 Ziele in dem Palästinensergebiet angegriffen, sagte Lerner. 82.000 Reservisten seien für die Kämpfe eingezogen worden. Bei Kämpfen und Luftangriffen seien rund 900 militante Palästinenser getötet worden. Die israelische Armee habe bei ihren Angriffen etwa 3000 Raketen der militanten Organisationen zerstört und diese hätten während des Krieges mehr als 3300 Raketen auf Israel abgefeuert. Damit verfügten sie etwa noch über 3000 Geschosse.