Radikal-islamische Palästinenserorganisation wollte ab 13 Uhr die Waffen ruhen lassen. Zuvor hatte Israel Luftwaffe, Marine und Bodentruppen wieder in Alarmbereitschaft versetzt. Berichte über „Mega-Anschlag“ durch Tunnel.

Tel Aviv/Gaza/Beit Hanun. Das israelische Sicherheitskabinett hat eine weitere Verlängerung der humanitären Waffenruhe im Gazastreifen um 24 Stunden beschlossen. Diese gelte nun bis Sonntag 23 Uhr (MESZ), berichtete die Tageszeitung „Haaretz“. Bereits am Sonnabend hatten Israel und die militanten Palästinenser eine Feuerpause eingehalten, die am Abend zu Ende ging. Einer von Israel zunächst auf vier Stunden anberaumten Verlängerung hatten sich die islamistische Hamas und andere bewaffnete Gruppen nicht angeschlossen. Die Hamas beschoss stattdessen Israel erneut mit Raketen. Ein Zivilist wurde schwer verletzt. Israel nahm daraufhin seine offensiven Militäroperationen im Gazastreifen wieder auf. Im Ort Deir al-Balah wurde ein 36-jähriger Palästinenser durch Schüsse eines Heckenschützen getötet, teilten Rettungskräfte mit.

Die Feuerpause am Sonnabend nutzten zahlreiche Menschen in Gaza dazu, um ihre Vorräte aufzustocken. Die Rettungskräfte erreichten erstmals seit Beginn der israelischen Bodenoffensive am 17. Juli die bis dahin schwer umkämpfte Zonen. Sie bargen 147 Leichen, wie der Leiter der Rettungsdienste, Aschraf al-Kidra, bekanntgab.

Insgesamt sind bei dem seit dem 8. Juli anhaltenden Konflikt nach palästinensischen Angaben mindestens 1047 Menschen ums Leben gekommen. Auf israelischer Seite wurden 42 Soldaten sowie zwei israelische Zivilisten und ein thailändischer Gastarbeiter getötet.

Am Sonnabend gingen auch in zahlreichen deutschen Ständen Tausende Menschen auf die Straße, um für Frieden im Nahen Osten zu demonstrieren. In Berlin versammelten sich rund 2500 vor allem palästinensisch-stämmige Menschen, in Hamburg protestierten rund 800 Teilnehmer friedlich.

Abendblatt.de hält Sie mit einem Newsblog über den Nahostkonflikt auf dem Laufenden:

+++ Obama fordert Nahost-Feuerpause ohne Vorbedingungen +++

22.21 Uhr: US-Präsident Barack Obama hat von den Konfliktparteien im Nahen Osten eine bedingungslose Feuerpause verlangt. Dies habe er in einem Telefongespräch mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu deutlich gemacht, erklärte das Präsidialamt am Sonntag in Washington. Es müsse eine Waffenruhe aus humanitären Gründen geben. Langfristig sollen demnach extremistische Gruppen im Gazastreifen entwaffnet und das Küstengebiet zu einer entmilitarisierten Zone werden. Trotz internationaler Bemühungen ist in dem Konflikt zwischen Israel und der Hamas keine längere Waffenruhe in Sicht. Am Sonntag flauten die Kämpfe aber ab.

+++ Israelische Armee bestreitet Verantwortung für Beschuss von UN-Schule +++

21.26 Uhr: Die israelische Armee hat jede Verantwortung für den tödlichen Beschuss einer UN-Schule in Gaza bestritten. Nach eingehender Untersuchung sei erwiesen, dass eine einzige israelische Mörsergranate den als Flüchtlingslager des Hilfswerks UNRWA dienenden Komplex getroffen habe, als dieser bereits geräumt gewesen sei. Das geht aus einer am Sonntagabend in Tel Aviv veröffentlichten Stellungnahme des israelischen Armeekommandos hervor.

Bei dem Artilleriebeschuss in Beit Hanun im nördlichen Gazastreifen waren am vergangenen Donnerstag 16 Menschen getötet und 200 verletzt worden. Der Komplex war zu dem Zeitpunkt zwischen israelischen Truppen und Milizen der radikal-islamischen Hamas heftig umkämpft. Wie es in der israelischen Stellungnahme heißt, hätten die Hamas-Kämpfer in unmittelbarer Nachbarschaft der UNRWA-Schule agiert. Sie hätten mit panzerbrechenden Waffen auf die israelischen Soldaten geschossen, die das Feuer mit Mörsern erwidert hätten.

„Die Untersuchung (...) ergab, dass eine einzige, fehlgeleitete Mörsergranate im Hof der UNRWA-Schule einschlug, als dieser völlig leer war“, hält die Stellungnahme weiter fest. UNRWA-Vertreter hatten erklärt, dass sie versucht hätten, mit den Israelis eine rechtzeitige Räumung der Schule zu koordinieren. Dies sei aber fehlgeschlagen.

+++ Ban fordert Verlängerung der Feuerpause im Gaza-Krieg +++

18.53 Uhr: UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat Israel und die Palästinenser zu einer 24-stündigen Verlängerung der Feuerpause im Gaza-Krieg aufgefordert. Es sei für beide Seiten wichtig, dass es eine Unterbrechung der Gewalt gebe, die so viele Menschenleben gekostet und so viel Zerstörung angerichtet habe, hieß es in einer Erklärung am Sonntag.

Ban betonte, dass die jüngste humanitäre Waffenruhe bis zum frühen Sonntagmorgen weitgehend beachtet worden sei. Alle mit Einfluss auf die Konfliktparteien sollten versuchen zu erreichen, dass es eine Verlängerung der Feuerpause gebe und diese auch befolgt werde.

+++ Netanjahu verteidigt Militäroffensive +++

17.50 Uhr: Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die Militäroffensive seines Landes im Gazastreifen verteidigt. Er sei sich klar, dass sich die Meinung in der Welt mit dem Tod jedes Zivilisten mehr gegen Israel richte, ein solcher PR-Krieg dürfe aber nicht wichtiger sein als die Sicherheit des Landes, sagte Netanjahu am Sonntag dem US-Sender CBS.

In der Sendung „Face the Nation“ warf er der radikalislamischen Hamas einmal mehr vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. Israel werde trotz der Sorgen um die steigende Zahl der Toten nicht von seinem Ziel abweichen, sich selbst zu schützen.

Mit dem jetzigen Vorgehen werde das Land das aber nicht erreichen, warnte Mohammed Schtajjeh vom Palästinensischen Wirtschaftsrat für Forschung und Entwicklung. Die Angegriffenen im Gazastreifen würden sich nur verteidigen, sagte er dem Sender CNN. Der einzige Ausweg für Israel sei es, den palästinensischen Forderungen nach einem Ende der Besatzung und einer Errichtung eines unabhängigen Staates Palästina nachzugeben.

+++ Juden, Christen und Muslime beten für Frieden in Nahost +++

16.00 Uhr: Juden, Christen und Muslime haben am Sonntag in Berlin gemeinsam für den Frieden im Nahen Osten gebeten. An dem multireligiösen Friedensgebet am Petriplatz in Berlin-Mitte nahmen rund 200 Menschen teil, wie die Veranstalter mitteilten. An dem Platz soll ein Bet- und Lehrhaus der drei großen monotheistischen Religionen entstehen.

In dem Aufruf der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und des katholischen Erzbistum Berlin zu dem Friedensgebet hieß es, das Leiden der Menschen im Nahen und Mittleren Osten gehe alle an. Mit dem Friedensgebet solle auch ein Zeichen gegen den politischen Missbrauch von Religionen gesetzt werden.

+++ Netanjahu: Hamas hält sich nicht an eigene Feuerpause +++

15.56 Uhr: Israel hat derradikal-islamischen Hamas vorgeworfen, die von ihr verkündete Feuerpause selbst nicht einzuhalten. Auf die Frage, ob Israel das Angebot der Palästinenser zu einer 24-stündigen Waffenruhe annehme, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Sonntag dem Sender CNN: „Die Hamas hält sich noch nicht einmal an ihre eigene Feuerpause. Sie beschießen uns sogar, während wir hier miteinander sprechen.“ Israel werde alles unternehmen, was zum Schutz der Bevölkerung nötig sei.

Die Hamas hatte sich zu einer 24-stündigen Feuerpause ab 13.00 Uhr MESZ bereiterklärt, nachdem Israel als Reaktion auf palästinensischen Raketenbeschuss seine Militäraktion wiederaufgenommen hatte. Aber auch nach 13.00 Uhr war noch israelischer Artilleriebeschuss zu hören, und in grenznahen israelischen Ortschaften heulten die Sirenen.

+++ Israel will vorerst keine neue Waffenruhe +++

15.14 Uhr: Israel will vorerst keine neue 24-stündige Waffenruhe ausrufen. Die radikal-islamische Hamas verletze die von ihr angekündigte Feuerpause selbst, sagte Regierungschef Benjamin Netanjahu am Sonntag in einem Interview des US-Senders CNN. „Wir werden alles notwendige tun, um unser Volk zu schützen.“ Die im Gazastreifen herrschende Hamas hatte angekündigt, eine 24-stündige humanitäre Waffenruhe einhalten zu wollen. Von 13 Uhr (MESZ) an wollten die verschiedenen palästinensischen Fraktionen ihre Angriffe stoppen, sagte Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri am Sonntag in Gaza. Netanjahu zufolge gab es auch danach Attacken auf Israel.

+++ Deutsch-israelisches Fußballspiel ohne Zwischenfälle +++

14.16 Uhr: Ohne Zwischenfälle ist am Samstag ein deutsch-israelisches Fußball-Match zwischen dem SC Paderborn und dem Top-Club Maccabi Haifa im österreichischen Leogang ausgetragen worden. Das Testspiel sei dank der Unterstützung durch die österreichischen Behörden reibungslos verlaufen, teilte der SC Paderborn mit. Der westfälische Bundesliga-Club unterlag Maccabi Haifa vor 350 Zuschauern mit 1:2.

Am ursprünglich vorgesehenen Spielort Wörgl in Tirol war die Begegnung aus Sicherheitsgründen abgesagt und ins rund 60 Kilometer entfernte Leogang im Bundesland Salzburg verlegt worden. Der kleine Ort hatte sich laut der österreichischen Nachrichtenagentur APA nicht in der Lage gesehen, mögliche Ausschreitungen zu bewältigen.

Am vergangenen Mittwoch musste ein Testspiel zwischen Maccabi Haifa und OSC Lille in Bischofshofen bei Salzburg vorzeitig abgebrochen worden. In den letzten Spielminuten waren Medienberichten zufolge mehrere Zuschauer mit palästinensischen Flaggen auf das Spielfeld gestürmt. Dabei wurden nach Angaben des Vereins zwei Spieler angegriffen. Das israelische Team verließ das Spielfeld unter Polizeischutz.

+++ Hamas kündigt Feuerpause ab 13 Uhr an +++

12.31 Uhr: Die Hamas hat sich nach eigenen Angaben zu einer neuen 24-stündigen Waffenruhe bereiterklärt. Diese solle heute um 13 Uhr MESZ beginnen, sagte ein Sprecher der Organisation.

+++ Israel erklärt Waffenruhe für beendet +++

9.58 Uhr: Nach anhaltendem Raketenbeschuss israelischer Ortschaften hat die Armee die Feuerpause wieder für beendet erklärt. Luftwaffe, Marine und Bodentruppen würden ihre Angriffe auf den Gazastreifen wieder aufnehmen, teilte das israelische Militär mit.

+++ Hamas plant offenbar „Mega-Anschlag“ durch Tunnel +++

8.45 Uhr: Israel wirft der Hamas die Planung eines verheerenden Anschlags auf israelische Zivilisten durch die Tunnel im Grenzgebiet vor. Der israelische Geheimdienstminister Juval Steinitz bestätigte jetzt entsprechende Medienberichte: „Wir hatten Informationen zu Vorbereitungen eines Mega-Anschlags durch die Tunnel.“ Israelische Medien hatten von angeblichen Plänen der Hamas berichtet, am jüdischen Neujahrsfest Rosch Haschana im September Hunderte bewaffneter Kämpfer durch mehrere Tunnel gleichzeitig auf israelisches Gebiet zu schicken. Die Informationen, die sich nicht unabhängig überprüfen ließen, basieren demnach auf den Aussagen von Hamas-Mitgliedern, die Israels Armee während der gegenwärtigen Offensive im Gazastreifen festgenommen habe. Ziel des Anschlags sei es gewesen, in mehreren israelischen Ortschaften gleichzeitig so viele Menschen wie möglich zu töten oder in den Gazastreifen zu verschleppen, hieß es in den Berichten. Seit Beginn der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen hat die Armee mehrere Dutzend Tunnel gefunden und zerstört. Viele davon führten aus palästinensischen Wohnvierteln auf israelisches Gebiet.

+++ Israel hat Reaktionen angekündigt +++

8.37 Uhr: Mit dem neuerlichen Raketenbeschuss der Hamas ist unklar, ob Israels Feuerpause Bestand haben wird. Ein Regierungsvertreter hatte deutlich gemacht, dass die Armee auf einen Bruch der einseitig verlängerten Waffenruhe reagieren werde.

+++ Israelischer Abgeordneter rechtfertigt Vorgehen +++

8.30 Uhr: Der israelische Abgeordnete Ofer Schelah von der zentristischen Partei Jesch Atid verteidigt das Vorgehen im Gazastreifen. Die israelische Armee habe es mit einem Feind zu tun, der sich „inmitten der zivilen Bevölkerung eingegraben“ habe. Die großflächige Zerstörung von Wohnhäusern seien „die Konsequenz eines solchen Kampfs“.

Nach seinen Angaben haben israelische Soldaten inzwischen 50 Tunnel der Hamas entdeckt. Die Zerstörung dieser Stollen, die auch der Lagerung von Waffen dienen, ist das erklärte Ziel der israelischen Bodenoffensive, die seit zehn Tagen läuft.

Proteste gegen den israelischen Einsatz gibt es auch zunehmend im Westjordanland, das von der gemäßigteren Fatah-Bewegung regiert wird. Seit Donnerstag sind dort neun Palästinenser in Zusammenstößen mit israelischen Sicherheitskräften getötet worden. Am Samstag erschossen Soldaten in Dschenin einen 23-Jährigen und in der Nähe von Bethlehem einen 16-Jährigen.

+++ Palästinenser feuern weiter auf Israel +++

8.21 Uhr: Trotz Israels einseitig verlängerter Waffenruhe feuern radikale Palästinenser weiter Raketen aus dem Gazastreifen ab. Das israelische Militär sprach in der Nacht von acht Raketen und drei Mörsergranaten. Militante in Gaza meldeten sogar den Abschuss von 42 Raketen auf Israel, darunter zwei auf Tel Aviv.

Im Süden und in der Mitte des Landes war zur Hauptverkehrszeit Sirenenalarm zu hören. Nach Militärangaben wurden zwei Raketen vom Abwehrsystem „Iron Dome“ abgefangen. Berichte über Opfer lagen zunächst nicht vor.

Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri erklärte, Voraussetzung für eine Verlängerung des Waffenstillstandes wäre ein Abzug israelischer Truppen aus dem Gazastreifen. Zudem müsse Zehntausenden Menschen, die vor dem Bombardement aus ihren Häusern geflohen seien, die Rückkehr ermöglicht werden. Die bisherigen israelischen Bedingungen seien nicht akzeptabel, schrieb Suhri in einer SMS an Journalisten.