Am Sonnabend hatten Israel und die militanten Palästinenser eine Feuerpause eingehalten, die am Abend zu Ende ging. Einer von Israel zunächst auf vier Stunden anberaumten Verlängerung hatten sich die Hamas und andere Gruppen nicht angeschlossen.

Jerusalem/Gaza-Stadt. Das israelische Sicherheitskabinett hat eine weitere Verlängerung der humanitären Waffenruhe im Gazastreifen um 24 Stunden beschlossen. Diese gelte nun bis Sonntag 23.00 MESZ, berichtete die Tageszeitung „Haaretz“.

Bereits am Sonnabend hatten Israel und die militanten Palästinenser eine Feuerpause eingehalten, die am Abend zu Ende ging. Einer von Israel zunächst auf vier Stunden anberaumten Verlängerung hatten sich die islamistische Hamas und andere bewaffnete Gruppen nicht angeschlossen.

Die Hamas beschoss stattdessen Israel erneut mit Raketen. Ein Zivilist wurde schwer verletzt. Israel nahm daraufhin seine offensiven Militäroperationen im Gazastreifen wieder auf. Im Ort Deir al-Balah wurde ein Palästinenser durch Schüsse getötet, teilten Rettungskräfte mit.

Feuer trotz Feuerpause

Die Feuerpause im Gaza-Krieg hatte am Sonnabend nur wenige Stunden Bestand gehabt. Die radikalislamische Hamas lehnte eine erste von Israel ausgerufene Verlängerung der humanitären Waffenruhe um weitere vier Stunden ab und feuerte noch am Abend fünf Raketen auf israelisches Gebiet. Alle internationalen Bemühungen um eine langfristige Waffenruhe blieben zunächst erfolglos.

Die Feuerpause machte das Ausmaß der Zerstörung im dicht bevölkerten Gazastreifen deutlich. Von manchen Straßenzügen in Gaza-Stadt oder in Beit Hanun sind durch die seit fast drei Wochen andauernden Angriffe Israels nur noch Trümmerfelder übrig. Allein am Sonnabend seien mehr als 130 Leichen geborgen worden, sagte ein Vertreter der Gesundheitsbehörden, Aschraf al-Kidra.

Bei einem Luftangriff in der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens wurden palästinensischen Angaben zufolge 20 Mitglieder derselben Großfamilie durch den Einschlag eines Panzergeschosses getötet, darunter mindestens zehn Kinder. Insgesamt stieg die Zahl der palästinensischen Opfer auf mehr als 1000. Israel beklagt den Tod von 40 Soldaten und zwei Zivillisten. Zudem starb ein thailändischer Arbeiter.

Neben der Bergung der Leichen konnten sich die Bewohner des Gazastreifens durch die Feuerpause auch wieder mit dem Nötigsten versorgen. Die Straßen füllten sich bereits am Morgen rasch, die Menschen besorgten Essen, Wasser und Medikamente. In der muslimischen Welt steht zudem das Fest zum Ende des Fastenmonats Ramadan bevor, das üblicherweise ausgiebig gefeiert wird.

Doch ob es auch dann ein Waffenruhe geben würde, war nicht abzusehen. In Paris trafen sich die Außenminister der USA, Frankreichs, Deutschlands, Großbritanniens, Italiens, Katars und der Türkei, um über Möglichkeiten zu beraten, die Waffenruhe auszuweiten. Der UN-Gesandte für den Nahen Osten, Robert Serry, appellierte an die Konfliktparteien, die Feuerpause zumindest um 24 Stunden auszudehnen.

Die israelische Regierung stimmte zunächst einer vierstündigen Verlängerung bis 23 Uhr (MESZ), am Abend beriet das Sicherheitskabinett über das weitere Vorgehen. Doch die Hamas lehnte die Ausdehnung der Feuerpause ab, während der Israel weiter deren Tunnel im Gazastreifen zerstört hatte. Vier Tunnel wurden am Sonnabend nach Angaben des Militärs gefunden. Die Hamas will das Feuer erst langfristig einstellen, wenn ihr eine Aufhebung der Grenzblockade garantiert wird.

Am Abend gab die radikalislamische Palästinenserorganisation dann den Abschuss von fünf weiteren Raketen auf Israel bekannt, zwei davon auf die Metropole Tel Aviv. Dort wurde nach Angaben der Polizei aus Vorsorge eine Friedensdemonstration mit mehreren tausend Teilnehmern aufgelöst. Das israelische Militär erklärte, dass drei weitere Raketen im Süden Israels eingeschlagen seien. Al-Kidra sagte zudem, dass kurz nach Ablaufen der zwölfstündigen Waffenruhe auch ein Palästinenser nahe dem Ort Dair al-Balah von einem Scharfschützen getötet worden sei.

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