Schusswechsel im Osten der Ukraine, hektische Diplomatie in Genf. Und aus Moskau gießt Präsident Wladimir Putin Öl ins Feuer der Krise.

Donezk/Kiew/Moskau/Berlin. Der russische Präsident Wladimir Putin sprach von „Unsinn“. Es sei „Unsinn“, dass russische Spezialeinsatzkräfte im Osten der Ukraine agieren. Vielmehr hätten sich die Menschen im Osten der Ukraine gegen die Behörden in Kiew erhoben, die ihre Rechte und legitimen Forderungen ignorierten, sagte Putin am Donnerstag. Die Entscheidung der Regierung in Kiew, Militär einzusetzen, um die Proteste zu stoppen, bezeichnete Putin als „Verbrechen“. Die ukrainische Regierung sollte sich um einen Dialog mit den Protestlern bemühen, forderte er.

Der Westen und die Ukraine werfen Russland vor, die Proteste im Osten des Landes zu unterstützen. Prorussische Bewaffnete haben mittlerweile in mindestens zehn Städten der Ostukraine Regierungs- und Verwaltungsgebäude besetzt sowie Barrikaden errichtet. Beim Versuch, eine Militärbasis der Nationalgarde im Hafen von Mariupol zu erobern, wurden ukrainischen Angaben zufolge drei prorussische Kämpfer getötet und 13 weitere verletzt.

Derweil hat in Genf ein internationales Krisentreffen begonnen, bei dem Chancen für eine politische Lösung des Ukraine-Konfliktes ausgelotet werden sollen. Im Laufe des Tages will die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton gemeinsam mit den Außenministern der USA, Russlands und der Ukraine beraten.

Die USA ließen durch Verlautbarungen eines hohen Regierungsbeamten durchblicken, dass sie für den Fall des Scheiterns der Genfer Gespräche Kurs auf eine deutliche Verschärfung der Sanktionen gegen Russland nehmen würden.

Schusswechsel wurden unterdessen auch aus Slawjansk und Kramatorsk rund 80 Kilometer nördlich der ukrainischen Gebietshauptstadt Donezk gemeldet. Prorussische Kräfte gaben an, sie hätten in Slawjansk 17 Mitglieder der Regierungstruppen nach Schüssen auf friedliche Bürger festgenommen. In Kramatorsk seien mehrere Menschen verletzt worden, als die Nationalgarde auf Demonstranten gefeuert habe, sagte ein Sprecher der moskautreuen „Selbstverteidiger“ der Agentur Interfax.

Im Gebiet Donezk im Osten des Landes zogen sich Regierungstruppen mit 15 Panzerfahrzeugen zurück, nachdem sie von prorussischen Bewaffneten und Anwohnern blockiert worden waren. Die Einheit werde zurück nach Dnjepropetrowsk verlegt, teilte das Verteidigungsministerium in Kiew mit. Sie sollte eigentlich mit einem „Anti-Terror-Einsatz“ gegen Separatisten vorgehen, die in mehreren Städten des Gebiets Donezk staatliche Gebäude besetzt halten.