Der Papst ändert noch einmal die Regeln für das Konklave, wodurch sein Nachfolger doch schon vor Mitte März feststehen könnte.

Rom/Vatikan-Stadt. Papst Benedikt XVI. hat kurz vor dem Ende seines Pontifikats die Regeln für das Konklave zur Wahl seines Nachfolgers geändert. Damit könnte die Wahl womöglich vor dem bisher anvisierten Termin Mitte März stattfinden. Das Kardinalskollegium könne den Beginn der Papst-Wahl vorziehen, sofern alle Kardinäle in Rom anwesend seien, teilte der Vatikan am Montag in Rom mit.

Derweil soll der Bericht der Kardinalskommission zur „Vatileaks“-Affäre nach dem Willen Benedikts XVI. seinem Nachfolger übergeben werden. Ansonsten blieben die Akten unter Verschluss, teilte der Vatikan am Montag mit. Benedikt XVI. hatte am Montagvormittag die drei Kardinäle Julian Herranz (82), Jozef Tomko (88) und Salvatore De Giorgi (82) empfangen, die in seinem Auftrag die Weitergabe interner Papiere aus dem Vatikan untersucht hatten. „Der Papst hat entschieden, dass die Akten der Untersuchung, von deren Inhalt nur der Papst Kenntnis hat, ausschließlich dem neuen Papst zur Verfügung zu stellen“, teilte der Vatikan anschließend mit.

Zunächst war vermutet worden, der Papst könnte den Bericht den Kardinälen zum Beginn der Generalkongregationen zugänglich machen. Benedikt XVI. habe den drei Kardinälen bei dem abschließenden Treffen für ihre Arbeit gedankt, hieß es in der Mitteilung. Ihr Bericht habe „neben Grenzen und Unvollkommenheiten angesichts der menschlichen Komponente aller Institutionen die Großzügigkeit, Rechtschaffenheit und Hingabe der Mitarbeiter beim Heiligen Stuhl im Dienst für den Papst“ deutlich gemacht.

Jubel bei letztem Angelusgebet

Am Sonntag hatte sich Benedikt XVI. bei seinem letzten Angelusgebet von den Gläubigen verabschiedet und seinen bevorstehenden Rücktritt mit dem Willen Gottes begründet. "Der Herr ruft mich, den Berg zu besteigen, um mich noch mehr den Gebeten und der Meditation zu widmen", rief das scheidende Kirchenoberhaupt auf dem Petersplatz Zehntausenden Menschen zu.

Das heiße aber nicht, die Kirche zu verlassen, betonte der 85-Jährige mit fester Stimme. Allerdings werde er der Kirche nun auf eine Weise dienen, die mehr im Einklang mit seinem Alter und seinen Kräften stehe. Mit dem Ruf "Lang lebe der Papst" feierten die Gläubigen das deutsche Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche ein letztes Mal bei seinem öffentlichen Gebet.

Benedikt XVI. hatte vor zwei Wochen überraschend seinen Rücktritt zum 28. Februar angekündigt und dies mit gesundheitlichen Beschwerden begründet. Am Mittwoch wird Benedikt seine letzte Generalaudienz auf dem Petersplatz abhalten und am Donnerstag mit Kardinälen zusammentreffen, bevor er dann zur päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo bei Rom aufbrechen wird. Am Tag darauf werden die Kardinäle mit den Vorbereitungen zum Konklave beginnen. Das Konklave kommt voraussichtlich Mitte März zusammen, um aus der Reihe der Kardinäle den nächsten Papst zu bestimmen.

Gerüchte über Sexskandale

Der Vatikan warnte unterdessen vor einer Gefahr für das Konklave durch die Gerüchte über Korruption und Sexskandale. Das Staatssekretariat und Papst-Sprecher Federico Lombardi beklagten die Folgen der Spekulationen und kritisierten die Medien für ihre Berichterstattung. Die römische Tageszeitung "La Repubblica" hatte berichtet, Benedikt sei wegen des Ausmaßes der "VatiLeaks"-Affäre um gestohlene Dokumente, Sex und Bestechung zurückgetreten. Drei Kardinäle hätten Benedikt im Dezember ihren Geheimbericht zu der Affäre vorgelegt, in dem es auch um homosexuelle Beziehungen und Erpressbarkeit gehe. Es sei bedauerlich, dass es kurz vor Beginn des Konklaves "eine Verbreitung von oft ungeprüften, nicht verifizierbaren oder sogar falschen Nachrichten" gebe, die großen Schaden für Personen und Institutionen verursache, hieß es in einer Erklärung des von Tarcisio Bertone geleiteten Staatssekretariats.

Papst-Sprecher Lombardi wies indirekt die Forderung an US-Kardinal Roger Mahony zurück, wegen seiner Rolle als Erzbischof von Los Angeles im dortigen Pädophilie-Skandal beim Konklave auf sein Wahlrecht zu verzichten. US-Katholiken haben im Internet eine Kampagne gegen den US-Kardinal gestartet, da er pädophile Priester gedeckt haben soll. Auch der frühere US-Botschafter beim Heiligen Stuhl, Miguel Diaz, rief Mahony auf, "sich am Papst ein Beispiel zu nehmen" und von seinem Wahlrecht keinen Gebrauch zu machen. Mahony hat Fehler beim Umgang mit Missbrauchsfällen eingeräumt, will aber dennoch am Konklave teilnehmen.