Obwohl sogar China davor gewarnt hatte, unternimmt Nordkorea weiteren Atomwaffentest. Uno kündigt schärfere Sanktionen an.

Seoul/Peking. Die Antwort von Diktator Kim Jong-un auf die Ausweitung der internationalen Sanktionen gegen Nordkorea ließ nicht lange auf sich warten. Am Dienstag vermeldeten die Staatsmedien den dritten Atomtest des Landes, dessen Erschütterungen auch von einer Messstation im Bayerischen Wald registriert wurden. Im Streit um sein Kernwaffenprogramm gibt sich Pjöngjang aggressiv, die Folgen sind unabsehbar. Eine weitere Verschärfung der Strafmaßnahmen oder gar eine Handelsblockade als Reaktion auf den Atomtest könnte eine neue Spirale der Eskalation in Gang setzen.

Unerwartet kam der dritte unterirdische Nukleartest in dem kommunistischen Land nicht. Wie schon vor dem zweiten Test im Mai 2009 hatte das Regime in Pjöngjang den Schritt angedroht. "Nordkorea verfolgt seit zwei Jahrzehnten eine aggressive Wie-du-mir-so-ich-dir-Strategie", sagt der Experte Park Young-ho vom staatlichen Korea-Institut für Nationale Vereinigung im südkoreanischen Seoul. Jede gegen das Land gerichtete Aktion soll mit einer gleichwertigen Handlung zurückgezahlt werden.

Durch den Uno-Sanktionsbeschluss nach dem Start einer nordkoreanischen Langstreckenrakete im Dezember fühlt sich Pjöngjang provoziert. Während das Regime von einem Satellitenstart spricht, sehen die USA und andere Länder darin einen verschleierten Waffentest. Auch diesmal sei Nordkorea offenbar bereit, den Preis für seine Provokation zu zahlen, sagt Park.

Die Regierung in Seoul hatte Nordkorea gewarnt, dass es bei einem neuen Atomtest mit weitaus härteren Strafmaßnahmen rechnen müsse. Wie schon früher hatte Pjöngjang mit militärischer Gewalt gedroht, sollte Seoul den jüngsten Sanktionsbeschluss umsetzen. Erneut hat Pjöngjang nun seine höchste Trumpfkarte im Poker um sein Atomprogramm sehr schnell hervorgeholt. Nordkoreas erklärtes Ziel ist es, eine Atomstreitmacht zur Abschreckung aufzubauen. Die nukleare Aufrüstung wird mit einer angeblichen Bedrohung durch die USA gerechtfertigt. Südkorea erwartet jetzt zudem weitere Tests von Mittel- und Langstreckenraketen im Nachbarland. Und Pjöngjang kündigte nach dem Nukleartest weiteres Säbelrasseln an: Der Test sei nur eine "erste Gegenmaßnahme" gewesen. Sollten die USA ihr "feindseliges Vorgehen gegen die Volksrepublik bis zum Ende treiben, wird sie keine andere Wahl haben, zweite und dritte stärkere Schritte in Folge zu unternehmen", hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums. Auch ein weiterer Atomtest wird nicht ausgeschlossen. Atombomben ohne die nötigen Trägermittel würden keinen Sinn haben, sagen Experten.

Zwar geht man in Südkorea davon aus, dass Nordkorea noch nicht so weit ist, einen Atomsprengkopf zu bauen, der sich auf eine Rakete montieren lässt. Doch warnen Beobachter, dass das Land diesem Ziel mit jedem Test näher komme. "Es ist nur eine Frage der Zeit, bevor das verarmte Land Raketen hat, die Nuklearwaffen bis zum Festland der USA tragen können", kommentierte die südkoreanische Zeitung "The Korea Times".

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Auch in China wächst das Unverständnis über den störrischen Nachbarn. "China hat alles versucht, um Nordkoreas Interessen zu schützen, aber Pjöngjang weiß das offensichtlich nicht zu schätzen", sagt der Experte Sun Zhe von der Qinghua-Universität.

Schon in den vergangenen Wochen hatten Chinas Staatsmedien ungewohnt kritische Töne gegenüber Nordkorea angeschlagen. Ein Kommentar der "Global Times" forderte sogar, Nordkorea "muss einen hohen Preis zahlen", wenn es den nuklearen Sprengsatz testen sollte. Pekings Unterstützung für Nordkorea sollte dann verringert werden. "Der Test ist beleidigend für die Volksrepublik. Es kann damit gerechnet werden, dass China nun die Umsetzung von Sanktionen wahr macht", sagte Mark Fitzpatrick vom Internationalen Institut für Strategische Studien. Am Dienstag bestellte Peking Nordkoreas Botschafter ein und forderte, weitere Provokationen zu unterlassen.

Und auch weltweit wurde der Atomtest scharf kritisiert. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verurteilte ihn, da er eine Bedrohung für Frieden und Sicherheit der Welt sei, teilte der Rat nach einer kurzfristig einberufenen Sondersitzung mit. Das mächtigste Uno-Gremium kündigte an, sofort mit der Arbeit an einer neuen Resolution zu beginnen, die angemessene Maßnahmen beinhalten werde. Erst im Januar hatte der Rat die Sanktionen gegen Nordkorea ausgeweitet.

Der Iran, der im Verdacht steht, selbst ein Atomwaffenprogramm voranzutreiben, unternahm unterdessen einen überraschenden Vorstoß: Die Regierung in Teheran forderte ein weltweites Verbot von Atomwaffen. "Alle Atomwaffen sollten abgeschafft werden, und kein Land sollte solche Waffen besitzen", sagte Außenministeriumssprecher Ramin Mehnamparast nach dem Bekanntwerden des erneuten Atomtests in Nordkorea. Das kommunistische Land erwähnte er dabei allerdings nicht direkt.