Die Kanzlerin reist zu Gipfel der EU und Gemeinschaft der lateinamerikanischen und karibischen Staaten (Celac) am Wochenende nach Chile.

Santiago de Chile. Der Name des Präsidentenpalastes scheint gut zum Gipfel der EU und der Gemeinschaft der lateinamerikanischen und karibischen Staaten (Celac) zu passen: „La Moneda“. Denn es dreht sich viel ums Geld bei dem Treffen der Staats- und Regierungschefs von mehr als 60 Ländern am Wochenende in Santiago de Chile. Sie wollen Verhandlungen über Freihandelsabkommen voranbringen und Investitionshemmnisse beseitigen, damit alle von dem wachsenden Markt in den Staaten der Celac (Communidad de Estados Latinoamericanos y Caribeños) auf ihre Kosten kommen.

Doch „La Moneda“ bedeutet auch Währung und Münze, und der im 18. Jahrhundert erbaute Palast, heute Amtssitz von Chiles Staatschef Sebastián Piñera, war einst die Münzstätte des Landes.

Hier begrüßt Piñera am Sonnabend Bundeskanzlerin Angela Merkel, eine der wenigen prominenten Politiker der Europäischen Union, die für den Gipfel um die halbe Welt gereist sind. Sie war noch nie in Chile. In Lateinamerika war sie in ihrer ganzen zweiten Amtsperiode noch nicht. Weitreichende Beschlüsse, Erklärungen oder Dokumente werden von dem Gipfel nicht erwartet. Aber Merkel will Gesicht zeigen, ihr Interesse an dem Kontinent unter Beweis stellen und zeigen, dass sie sich nicht allein nach China orientiert.

Es gibt noch eine andere Premiere: Erstmals trifft Merkel auf Kubas Staatschef Raúl Castro, dessen Bruder Fidel ihm vor knapp fünf Jahren das Amt übergeben hatte. Es ist Raúl Castros erster direkter Kontakt mit führenden EU-Politikern. Auch wenn er nicht mit solch Pathos auftritt wie sein Bruder – ein Hauch von Revolution schwingt immer mit. Merkel und Castro könnten sich über Sozialismus unterhalten – und was daraus werden kann.

Es fehlt aber auch der venezolanische Präsident und Linkspopulist Hugo Chávez, der schwer krebskrank in Castros Heimat behandelt wird. Er hat bei internationalen Treffen gern provoziert.

Die Haltung Lateinamerikas gegenüber Europa hat sich mit den Jahren gewandelt. Die einstige Bewunderung für die starke EU sei angesichts der Eurokrise und eigener zunehmender Stärke einer eher mitfühlenden Aufmerksamkeit gewichen, heißt es unter Experten.

Nicht revolutionär, sondern in recht allgemeiner Form sollen in der geplanten Gipfelerklärung und in einem Aktionsplan Frieden und Sicherheit, Klimawandel und Menschenrechte angesprochen werden. Zudem soll der Handel der beiden großen Regionen EU und Celac mit insgesamt einer Milliarden Menschen angeregt werden. Kaufen können sich Unternehmen dafür noch nichts. Die richtigen Kontakte müssen sie selbst knüpfen und ausbauen. Das Interesse von Unternehmen ist groß. Und Merkel ist für die deutsche Wirtschaft eine wichtige Türöffnerin.

Seit 22 Jahren war kein deutscher Regierungschef mehr in Chile. Da gilt es als freundliche Geste, dass die Kanzlerin überhaupt gekommen ist – im Gegensatz zu Frankreichs Präsident François Hollande, Großbritanniens Premierminister David Cameron oder Italiens Ministerpräsident Mario Monti – alle drei reisten wegen innenpolitischer Belange nicht an. Dass auch Merkel lange Reisen grundsätzlich scheut, zeigt wieder die kurze Dauer des Chile-Trips - quasi übers Wochenende. Montagmorgen, pünktlich zum Wochenstart ist sie wieder in Berlin.