Rund 14 Millionen Menschen sollen heute einen neuen Präsidenten wählen. Acht Kandidaten bewarben sich für das höchste Staatsamt.

Nairobi. Im westafrikanischen Ghana waren am Freitag rund 14 Millionen Bürger zu Präsidenten- und Parlamentswahlen aufgerufen. Vor den Wahllokalen bildeten sich lange Schlagen. Es wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Amtsinhaber John Dramani Mahama (54) und seinem wichtigsten Herausforderer Nana Akufo-Addo (68) erwartet. Für hitzige Debatten hatte im Wahlkampf die Frage gesorgt, wie die Erdöleinnahmen zur Armutsbekämpfung eingesetzt werden sollen.

Insgesamt bewarben sich acht Kandidaten um das höchste Staatsamt. Sollte im ersten Durchgang keiner die absolute Mehrheit bekommen, findet am 28. Dezember eine Stichwahl statt. Dank der Entdeckung bedeutender Erdölvorkommen hatte Ghana im vergangenen Jahr mit 14 Prozent das höchste Wirtschaftswachstum der Welt. Dennoch lebt immer noch etwa ein Drittel der 25 Millionen Einwohner unterhalb der Armutsgrenze.

Der frühere Vizepräsident Mahama hatte das höchste Staatsamt im Juli nach dem Tod von Präsident John Atta Mills übernommen. Mahama steht mit seinem linksgerichteten „Nationalen Demokratischen Kongress“ für eine stärkere Rolle des Staates. Herausforderer Akufo-Addo gehört dagegen zur unternehmerfreundlichen „Neuen Patriotischen Partei“.

Bei der Wahl 2008 war das Ergebnis zwischen beiden Parteien denkbar knapp. In der Folge kam es in einer der stabilsten Demokratien Afrikas zu Unruhen und Krawallen, weil beide Parteien den Wahlsieg für sich beanspruchten.

Wahl in Ghana: Gelassenheit vor möglichem Machtwechsel

Manches spricht für einen zweiten Wechsel im Präsidentenamt im westafrikanischen Ghana binnen sechs Monaten. Nach dem Tod des krebskranken John Atta Mills (68) musste im Juli sein Stellvertreter John Dramani Mahama gemäß Verfassung einspringen. Nun hofft der 53 Jahre alte Präsident und Spitzenkandidat des National-Demokratischen Kongresses (NDC), dass ihn die Wähler am Freitag bestätigen.

Größere Siegchancen scheint indes sein ärgster Konkurrent Nana Akufo-Addo (68) von der konservativ-liberalen Neuen Patriotischen Partei (NPP) zu haben. Aber das Besondere bei der Wahl ist vor allem die demokratische Normalität Ghanas, die politische Gelassenheit in dem 25 Millionen Einwohner zählenden Land. Ghana bleibt Afrikas Musterdemokratie. Ungewöhnliche Sicherheitsmaßnahmen am Wahltag wie in vielen anderen Staaten des Kontinents sind hier nicht geplant.

Addo ist optimistisch, weil er bei der Stichwahl 2008 gerade mal mit einigen zehntausend Stimmen gegen Mills verloren hatte. Nun tritt der Ex-Außenminister wieder an. Die NDC hat zum einen nicht mehr den populären Mills als Zugpferd. Zum anderen scheinen sich die Anhänger des früheren charismatischen Präsidenten Jerry Rawlings von dem Spitzenkandidaten ihrer eigenen Partei abgewendet zu haben.

Die Ehefrau des Ex-Staatschefs, Nana Konadu Rawlings (63), wäre um ein Haar selbst als Kandidatin ins Rennen gegangen. Nur ein Formfehler verhinderte das. Aber ghanaische Kommentatoren glauben, Rawlings noch bestehende Bataillone in der Partei wollten gar keinen Wahlsieg – um der Ex-First-Lady den Weg an die NDC-Spitze zu ebnen.

Erst wenige Tage vor der Wahl nun hat Rawlings in einem Fernsehinterview demonstrativ zur Wahl des NDC-Spitzenkandidaten Mahamas aufgerufen. Der Eindruck, dass Rawlings nicht auf Mahama setzt, wurde damit nur teilweise verwischt.

„Bei dieser Wahl geht es darum, wer die Chance hat, das Land zu kontrollieren und vor allem seine Rohstoffe“, betonte Franklin Oduro vom Politikinstitut Ghana-Zentrum für demokratische Entwicklung. Unabhängig vom Wahlausgang gibt es in dem christlich geprägten, sehr religiösen Land kaum Zweifel an der weiteren politischen Stabilität eines der größten Kakao- und Gold-Produzenten der Welt.

Vor allem aber neue Ölfunde bescherten dem Land 2011 mit 13,6 Prozent den weltweiten höchsten Wachstumsschub. Allerdings profitieren vom Rohstoffreichtum nur wenige. Auch Ghana leidet unter den Miseren Afrikas wie Massenelend, Misswirtschaft, Rohstoffabhängigkeit, Bevölkerungsexplosion und Korruption.

Im afrikanischen Vergleich steht Ghana aber gut da: Unter den 48 Staaten südlich der Sahara rangiert Ghana bei der diese Woche veröffentlichten Jahresstatistik des Anti-Korruptions-Instituts Transparency International in Berlin auf Rang sieben. Kein bevölkerungsreiches Land Afrikas wird besser bewertet.

Ein vorläufiges Endergebnis der Wahl wird am Sonntag erwartet. Sollte keiner der acht Präsidentschaftskandidaten eine absolute Mehrheit erreichen, kommt es am 28. Dezember zu einer Stichwahl zwischen den beiden erfolgreichsten Politikern.