Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) spricht zur Eröffnung des neu gegründeten Walter-Scheel-Forums in Bad Krozingen bei Freiburg.

Bad Krozingen. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hat die Deutschen zu mehr Respekt gegenüber Russland aufgerufen. Die deutsch-russischen Beziehungen dürften nicht allein von Vorwürfen gegenüber Moskau bestimmt werden, sagte Westerwelle zur Eröffnung des neu gegründeten Walter-Scheel-Forums am Dienstag in Bad Krozingen bei Freiburg.

„Natürlich halten wir mit unserer Kritik nicht hinterm Berg“, sagte Westerwelle. „Dies muss aber im Geiste der Freundschaft und Partnerschaft auf gleicher Augenhöhe ausgesprochen werden.“ Eine „Politik des erhobenen Zeigefingers und des Hochmuts“ verärgere Russland und richte großen Schaden an.

„Der Ton macht die Musik“, sagte Westerwelle. Zwischen Deutschland und Russland gebe es Differenzen, beispielsweise mit Blick auf Menschenrechte und Gerichtsurteile oder in der Syrien-Politik. Diese dürfen jedoch nicht dazu führen, dass die Beziehungen zwischen den beiden Ländern abgebrochen werden.

Deutschland müsse sich trotz der Kritik an Russland annähern, dürfe sich nicht abwenden. Dies gelte auch für die öffentliche Diskussion. „Ich richte diese Worte mahnend an die Deutschen, meine Landsleute: Wir brauchen in der Debatte um und mit Russland mehr Balance und mehr Respekt.“

Westerwelle äußerte sich an der Seite von Alt-Bundespräsident Walter Scheel (FDP). Das nach ihm benannte Forum will sich künftig jährlich mit einem mehrtägigen Expertentreffen den deutsch-russischen Beziehungen widmen. Scheel war Bundespräsident von 1974 bis 1979. In seiner Zeit als Außenminister und Vizekanzler in der sozial-liberalen Regierung von Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) war er maßgeblich an den Verhandlungen über die Ostverträge beteiligt. Er richtete damit die deutsche Ostpolitik neu aus.

Scheel war Außenminister von 1969 bis 1974, dann wurde er Bundespräsident. Seit Anfang 2009 lebt der heute 93-Jährige in Bad Krozingen.