Beide Kandidaten hatten sich zunächst als Wahlsieger erklärt, doch es wird weiter ausgezählt. Es wird vor einer Spaltung der Partei gewarnt.

Paris. Die Wahl des neuen Parteichefs der französischen Konservativen ist zum Nervenkrieg geworden. Nachdem sich in der Nacht zu Montag beide Kandidaten zum Wahlsieger erklärt hatten, zählte die Wahlkommission am Nachmittag weiter aus. Der frühere Außenminister Alain Juppé warnte vor einer Spaltung der Partei des früheren Präsidenten Nicolas Sarkozy.

Als Erster hatte sich der Generalsekretär der UMP, Jean-François Copé, am Sonntagabend zum Sieger der ersten internen Abstimmung über den Parteivorsitz ausgerufen. Später reklamierte auch der frühere Regierungschef François Fillon den Sieg für sich.

In Umfragen war dem 58-jährigen Fillon, der für einen gemäßigten Kurs steht, ein deutlicher Vorsprung vorausgesagt worden. Am Sonntagabend zeichnete sich jedoch ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab. Copé, der den rechten Parteiflügel vertritt, sprach von einem Vorsprung von rund tausend Stimmen. Fillons Lager sah seinen Kandidaten um gut 200 Stimmen vorne.

Der frühere Europaminister Jean Leonetti forderte eine neue Abstimmung, um Zweifel über das Wahlergebnis auszuräumen. „Wenn es einen hinreichend großen Zweifel gibt, ist es besser, die Wahl noch einmal von vorne zu beginnen“, sagte Leonetti im Fernsehsender BFMTV.

Mehr als 260.000 Parteimitglieder waren am Sonntag aufgerufen, über die Nachfolge von Sarkozy an der Spitze der UMP abzustimmen. Angesichts des Gleichstands warnte der frühere Außenminister Alain Juppé im Fernsehsender itélé vor dem „Risiko einer Spaltung“. „Der Fortbestand der UMP selbst ist in Gefahr“, sagte der Politiker über seine eigene Partei. Lachender Dritter des Wahldramas ist die rechtsextreme Front National. Vize-Chef Florian Philippot sprach bereits von einem „Boom“ an neuen Parteimitgliedern, die sich in der Nacht zu Montag im Internet angemeldet hätten.

Der Parteichef der regierenden Sozialisten, Harlem Désir, bedauerte, dass die UMP so auf sich selbst und ihren „Krieg der Chefs“ fixiert sei. Die Vorwahlen, bei denen die Sozialisten ihren Präsidentschaftskandidaten kürten, seien dagegen „absolut beispielhaft“ gewesen.

Die UMP gebe ein schlechtes Bild ab, kritisierte auch der UMP-Politiker Laurent Wauquiez. Die Beteiligung an der ersten parteiinternen Abstimmung bei den Konservativen war hoch. In einigen Wahllokalen bildeten sich lange Schlangen, sodass die Mitglieder stundenlang warten mussten.

Die Wahl des neuen Parteichefs gilt als Vorentscheidung für die Präsidentschaftskandidatur der UMP 2017. Sarkozy hatte sich nach seiner Niederlage bei der Präsidentschaftswahl im Mai aus der Politik zurückgezogen. Allerdings gibt es eine Gruppe von Anhängern, die ihn zur Rückkehr auf die politische Bühne drängt.