Khamis soll genau ein Jahr nach dem Tod seines Vaters Muammar Gaddafi gestorben sein. Rätsel um Festnahme von Ex-Sprecher Moussa Ibrahim.

Tripolis. Libyen feiert den Jahrestag des Todes von Ex-Diktator Gaddafi und verkündet zugleich den Tod seines jüngsten Sohnes. Genau ein Jahr nach dem Tod des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi soll sein Sohn Khamis getötet worden sein, berichtete am Sonnabend der Fernsehsender Libya TV. Nach diesen Angaben starb der Sohn, der bereits während des Bürgerkrieges im vergangenen Jahr totgesagt worden war, bei einem Gefecht zwischen Milizionären in der Stadt Bani Walid. Der 29 Jahre alte Gaddafi-Sohn hatte während der Herrschaftszeit seines Vaters eine Brigade der Regimetruppen kommandiert.

In der Hauptstadt Tripolis versammelten sich am Sonnabendabend Hunderte von Menschen, um den Jahrestag von Gaddafis Tod zu feiern. Sie schwenkten Fahnen und zündeten Feuerwerksraketen.

Für Verwirrung sorgte unterdessen ein Bericht über die Festnahme von Gaddafis früherem Regierungssprecher Moussa Ibrahim. Er wurde nach Angaben aus dem Kabinett vom Sonnabend bei seiner Flucht aus der ehemaligen Gaddafi-Hochburg Bani Walid in Tarhouna, 70 Kilometer südöstlich von Tripolis, gefasst. Am Abend wurde auf einer ihm zugeordneten Seite im sozialen Netzwerk Facebook eine Tonbandaufnahme veröffentlicht, in der er seine Festnahme dementiert. Allerdings konnte nicht eindeutig geklärt werden, ob dies tatsächlich die Stimme Ibrahims war.

Moussa Ibrahim war Sprecher des Gaddafi-Regimes während der Zeit des Bürgerkriegs. Nach Angaben eines Reporters des Senders Al-Dschasira wurde Ibrahim gefasst, als er aus Bani Walid fliehen wollte.

Reporter: Habe Khamis’ Leiche gesehen

Ein Reporter des libyschen TV-Senders sagte, er habe die Leiche von Khamis al-Gaddafi mit eigenen Augen gesehen. Der stellvertretende Ministerpräsident Mustafa Abu Schagur erklärte in der Nacht über den Kurznachrichtendienst Twitter, die Leiche sei in ein Krankenhaus in der Stadt Misrata gebracht worden. Bani Walid hatte 2011 zu den letzten Hochburgen der Truppen des Regimes von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi gehört.

Der Diktator war am 20. Oktober 2011 in seiner Heimatstadt Sirte von Rebellen gefangen genommen und getötet worden. Milizen aus der Küstenstadt Misrata, die formell dem Verteidigungsministerium unterstehen, waren mit Gewalt nach Bani Walid vorgedrungen, um – wie sie selbst sagten – mutmaßliche Verbrecher festzunehmen.

Die Armee hatte am Sonnabend Milizen in der Wüstenstadt Bani Walid angegriffen. Bei den heftigen Kämpfen gab es mehrere Tote, mehr als 120 Menschen wurden verletzt. Die 180 Kilometer südöstlich von Tripolis gelegene Stadt wird seit zwei Wochen von Milizen belagert, die Befehle aus der Stadt Misrata erhalten.

Grund für den aktuellen Konflikt war die Entführung eines jungen Mannes aus Misrata, der am 20. Oktober 2011 das Versteck Gaddafis in Sirte entdeckt hatte. Omran Schaaban war vor einigen Wochen angeschossen, nach Bani Walid verschleppt und dort gefoltert worden. Er starb nach seiner Freilassung im Krankenhaus an den Folgen der schweren Misshandlungen.